Infektion mit Hepatitis C als Therapie: Erreger könnte Patienten mit Lebertransplantation helfen

Von Cornelia Scherpe
30. Juni 2014

Im ersten Moment klingt es völlig widersinnig: Forscher wollen Menschen nach einer Lebertransplantation mit Hepatitis C infizieren, damit diese besser auf ihr Transplantat reagieren. Bisher ist es die Norm, dass die Patienten nach der Operation ein Mittel zu Immunsuppression nehmen müssen. Durch diese Maßnahme wird zwar das Immunsystem zerstört, doch die neue Leber wird nicht abgestoßen.

Da eine Immunsuppression gefährlichen Infektionen Tür und Tor öffnet, suchen Forscher schon länger nach einem alternativen Weg. In Hepatitis C glauben sie ihn gefunden zu haben. Die Patienten sollen bewusst mit dem Erreger infiziert werden und können dafür auf die Immunsuppressiva verzichten.

Hepatitis C zügelt auf natürliche Weise das Immunsystem

Die Hepatitis C verhindert nämlich die Abstoßung des neuen Organs. Durch die Infektion wird der Körper dazu angeregt, Interferon α und Interferon β zu produzieren. Das wiederum führt zur Aktivierung von Genen, die auf natürliche Weise das Immunsystem zügeln. Außerdem deaktivieren die Hepatitis-Viren einige Andockstellen für Lymphozyten. Diese führen bei hoher Produktion zur Abstoßung von Spenderorganen.

Diese beiden Effekte bleiben aber weitgehend auf die Region der Leber beschränkt, weshalb das Immunsystem im Körper ansonsten seine Arbeit fortsetzen und viele Infektionen abwehren kann. So schützt die bewusste Infektion mit Hepatitis C die neue Leber und gleichzeitig können die Abwehrkräfte aktiv bleiben.

Infektion mit Hepatitis C verspricht bessere Überlebenschancen

Natürlich ist eine Infektion mit Hepatitis C im Normalfall nicht wünschenswert. Nach einer Organtransplantation ist bisher eine Immunsuppression aber immer notwendig und diese ist an sich sehr gefährlich. Der ganze Körper wird für Infektionen jeder Art empfänglich.

Indem man die Betroffenen mit Hepatitis C infiziert, muss man nun zwar mit deren Symptomen leben, doch dafür muss das Immunsystem nicht mehr unterdrückt werden und der Körper ist wenigstens vor anderen - oft deutlich tödlicheren - Infektionen sicher. Es würde sich also um ein kalkulierbareres Risiko mit besseren Überlebenschancen handeln.