Ist zu viel oder zu wenig Jod in der Nahrung?

Von Cornelia Scherpe
7. April 2014

Ende März 2014 machte eine Berichterstattung auf sich aufmerksam, laut der die Menschen in Deutschland zu viel Jod über die Nahrung aufnehmen. In den Nahrungsmitteln sei teilweise so viel Jod, dass man für manche Menschen schon von einer Gesundheitsgefährdung ausgehen muss. Die hohe Zahl von Deutschen mit einer Schilddrüsenerkrankung sei zum Teil auf dieses Überangebot zurückzuführen. Laut der kritischen Stimmen steckt dahinter zum einen die salzproduzierende Industrie und zum anderen auch die Pharma­industrie.

Diese Aussagen stoßen den Endokrinologen in Deutschland übel auf. Sie betonen, dass diverse Studien schon gezeigt haben, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Immer wieder wird deutlich, dass die Deutschen tendenziell zu wenig Jod über die Nahrung aufnehmen und eher eine Unter- als eine Überversorgung das Problem ist. Zudem sei es gerade die Unterversorgung mit Jod, die zu verschiedenen Schilddrüsenleiden führe. Die Berichterstattung sei daher schlichtweg falsch gewesen.

Besonders jodarme Ernährung nicht wichtig

Die Endokrinologen stellen auch noch weitere Punkte richtig. Die Zahl der sogenannten "Autoimmunthyreoiditis" ist in Deutschland seit vielen Jahren relativ stabil und es gibt keine Vermehrung der Krankheitsfälle. Die besseren Diagnosemöglichkeiten haben jedoch die Zahl derer, denen man helfen kann, erhöht. Darüber hinaus gibt es keine bekannte Krankheit, bei der eine besonders jodarme Ernährung wichtig ist. Man kann daher nicht sagen, dass es Menschen gibt, die auf wenig Jod in der Ernährung achten sollten.

Im Gegenteil gibt es besondere Lebensphasen, in der ein Mensch mehr als die durchschnittlich empfohlene Menge Jod zu sich nehmen sollte. Dazu zählen zum Beispiel Schwangerschaft und Stillzeit. Hier verordnen Frauenärzte sogar eine Jodsupplementation, damit der Bedarf von Mutter und Ungeborenen gedeckt ist. Es ist daher fahrlässig, eine unbegründete Angst vor Jod in der Bevölkerung zu schüren.