Je toleranter das Immunsystem, desto größer die Krebsgefahr?

Das Zusammenspiel zwischen agressiven und gutmütig regulierenden Zellen im Immunsystem ist ausschlaggebend

Von Cornelia Scherpe
8. Oktober 2015

Das menschliche Immunsystem hat aktivierende und bremsende Bestandteile. Während die einen aggressiv gegen Eindringlinge wie

vorgehen, sind die anderen regulierend am Werk, damit eine Entzündungsreaktion nicht zu stark ausfällt und der gesamte Körper in Gefahr ist. Ein gesundes Zusammenspiel aus beiden Parteien ist wichtig, damit Krankheitsauslöser gezielt bekämpft werden.

Einige Studien zum Thema Krebs haben bereits gezeigt, dass Tumorzellen dort am schlimmsten wachsen, wo das Zusammenspiel nicht ideal ist. Sind die regulierenden Immunzellen zu "gutmütig", wird der Krebs nicht mit der nötigen Härte vom Immunsystem angegriffen und kann sich ausbreiten. In der Fachsprache sagt man, die Immuntoleranz ist zu groß. Krebszellen können ungehindert wachsen und sich vermehren, während das Immunsystem zusieht.

Aktuelle Studie

In einer aktuellen Studie hatten Forscher aus Deutschland die Möglichkeit, auf eingefrorene Blutproben zurückzugreifen. Diese stammten aus den Jahren 1996 bis 1998 und waren Teil einer großen Untersuchung mit 500.000 Freiwilligen. Die Wissenschaftler durften circa 1.000 Blutproben von Probanden verwenden, die inzwischen ein Krebsleiden entwickelt hatten. Dies deckte

Um eine Kontrollgruppe zu generieren, nahm man noch 800 Blutproben von gesunden Menschen.

Zusammenhang zwischen späterem Krebsrisiko und Immunsystem gefunden

Im Blut bestimmten die Forscher nun das Verhältnis von regulierenden und aggressiven Immunzellen. Tatsächlich zeigte sich, dass die Krebspatienten im Vergleich zu den gesunden Menschen mehr "gutmütige" als aggressive Immunzellen hatten.

Da die eingefrorenen Blutproben aus der Zeit stammten, bevor diese Teilnehmer an Krebs erkrankt waren, kann man offenbar Rückschlüsse auf ein späteres Krebsrisiko bereits im gesunden Zustand aus dem Blut ableiten. War die Immuntoleranz hoch, stieg die Gefahr

  • für Lungenkrebs um 40 Prozent und
  • für Darmkrebs bereits um 60 Prozent.
  • Für Frauen ist das Risiko auf Brustkrebs sogar um das 3-Fache erhöht,
  • für Prostatakrebs fand man dagegen keinen Zusammenhang zwischen Immuntoleranz und Tumorgefahr.

Warum ein zu friedliches Immunsystem unterschiedlich auf die verschiedenen Krebsarten wirkt, soll nun untersucht werden.