Jeder fünfte Reisende schleppt multiresistente Keime ein

Eine Antibiotikaeinnahme verschlimmert die Lage nur noch

Von Dörte Rösler
3. Februar 2015

Nach der Rückkehr von einer Fernreise hat jeder fünfte Urlauber multiresistente Keime im Darm. Am größten ist das Ansteckungsrisiko in Südostasien. Laut einer finnischen Studie ziehen sich 46 Prozent der Reisenden dort ESBL-Bakterien zu. Wenn sie den Durchfall mit Antibiotika behandeln, steigt die Infektionsrate auf 80 Prozent.

ESBL-Keime sind bei allgemein schwacher Abwehrlage gefährlich

Sogenannte ESBL-bildende Bakterien können mithilfe des Enzyms Beta-Lactamase die meisten gängigen Antibiotika abwehren. Sie siedeln im Verdauungstrakt, wo sie oft unbemerkt bleiben. Bei einer allgemein schwachen Abwehrlage können sie jedoch zu schweren Durchfall- und Atemwegserkrankungen führen. Gelangen die Keime in die Blutbahn, droht eine lebensbedrohliche Sepsis. In deutschen Klinken sind bereits mehrere Frühgeborene durch eine Infektion mit ESBL-Keimen gestorben.

Hygieneregeln beachten, eine Infektion zunächst mit Hausmitteln behandeln

Das Tückische: Wird ein harmloser Reisedurchfall mit Antibiotika behandelt, können sich die resistenten Bakterien rasant vermehren. Mediziner raten deshalb, bei Auslandsreisen unbedingt die Hygieneregeln zu beachten. Sollte es dennoch zu einer Infektion kommen, sind zunächst Hausmittel sinnvoll. Meist klingt der Durchfall nach wenigen Tagen von allein ab. Ein Antibiotikum sollte nur in Absprache mit dem Arzt eingesetzt werden.

Für ihre Studie untersuchten finnische Forscher die Stuhlproben von 430 Fernreisenden - jeweils vor der Abfahrt und nach der Rückkehr. Dabei brachte jeder fünfte nachweislich multiresistente Keime mit nach Hause. Urlauber, die im Ausland ein Antibiotika eingenommen hatten, waren doppelt bis dreifach so häufig betroffen. In der Heimat können die Keimträger die Bakterien dann weiter verbreiten.

Eine gute Nachricht gibt es allerdings. Nach einem halben Jahr waren die gefährlichen ESBL in aller Regel aus dem Darm verschwunden.