Multiresistente Keime - gegen diese Erreger sind Antibiotika machtlos

Um welche Keime und Bakterien es sich handelt, und was man über sie wissen sollte

Von Dörte Rösler
15. Januar 2015

Wie viele Menschen jährlich durch multiresistente Keime sterben, ist strittig. Das Gesundheitsministeriums nennt eine Zahl von 15.000 Patienten, die Infektionen mit den tückischen Erregern nicht überleben.

Unabhängige Experten schätzen die Infektionstoten auf mehr als 30.000. Aber um welche Keime und Bakterien handelt es sich eigentlich - und was sollte man über sie wissen?

Drei verschiedene Arten

Seit mehreren Jahren beobachten Mediziner einen Anstieg von drei Arten multiresistenter Erreger:

  1. MRSA
  2. ESBL und
  3. VRE.

Für Gesunde sind diese Keime zunächst ungefährlich. Meist merkt man den Befall gar nicht.

Nach Operationen oder bei geschwächtem Immunsystem werden sie jedoch zum Problem. In Kliniken zeigen sich die Bakterien zum Beispiel bei schwer behandelbaren

MRSA - klassischer Krankenhauskeim

Jeder fünfte Bakterienstamm der Gattung Staphylococcus aures ist mittlerweile gegen herkömmliche Antibiotika wie Methicillin resistent. Kommt es zu einer Infektion, können die Staphylokokken sich ungehindert ausbreiten. Bis ein wirksames Gegenmittel gefunden ist, vergeht oft so viel Zeit, dass der Patient verstirbt.

Wie verbreitet der Keim ist, zeigte eine Untersuchung des Helmholtz-Instituts: fast 20 Prozent der Bevölkerung tragen MRSA-Keime (Methicillin-resistente Staphylococcus aures) in der Nasenschleimhaut.

Im direkten Kontakt, bei Operationen oder der Versorgung mit Kathetern übertragen sich die Erreger sehr leicht. Viele Krankenhäuser testen Patienten vor der Aufnahme deshalb routinemäßig auf MRSA.

ESBL - Gefahr aus dem Darm

In der menschlichen Darmflora siedeln diverse Bakterienstämme. Einige haben durch Genveränderungen die Fähigkeit entwickelt, ein Enzym herzustellen, das gängige Antibiotika abwehrt.

Zu diesen ESBL bildenden Keimen zählen etwa bestimmte Escherichia Coli, Klebsiellen und Salmonellen. Wird ein Patient mit klassischen Antibiotika behandelt, sind die Erreger nicht nur resistent - sie können sich auch ungehindert ausbreiten und ihre Erbinformation an andere Bakterien weitergeben.

ESBL bildende Keime werden nicht allein im Krankenhaus übertragen. Die häufigste Quelle sind belastete Lebensmittel oder der Kontakt mit infizierten Tieren.

Durch die routinemäßige Behandlung von Geflügel und Schweinen mit Antibiotika gilt die Massentierhaltung als Nährboden für multiresistente Keime. Unter Landwirten ist ESBL deshalb besonders stark vertreten.

Für Verbraucher droht Gefahr bei der Zubereitung und Verzehr von

die mit Dünger aus belasteten Ställen in Kontakt gekommen sind.

VRE - kaum Therapiemöglichkeit

Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) gehören zu den gefürchtetsten Keimen im Krankenhausbetrieb. Sie können nicht nur viele herkömmliche Antibiotika abwehren, sondern auch das sogenannte Reserveantibiotikum Vancomycin.

Dieses Mittel kommt in aller Regel erst zum Einsatz, wenn andere Antibiotika nicht mehr helfen. Wirkt auch Vancomycin nicht mehr, haben abwehrgeschwächte Patienten eine schlechte Prognose.