Jugendliche erholen sich mit moderatem Sport offenbar schneller von einer Gehirnerschütterung
Völlige Ruhe bei Gehirnerschütterung könnte laut Studie bald überholt sein
Bislang werden Patienten mit einem Schädel-Hirn-Trauma dazu aufgefordert, die körperliche Aktivität auf ein Minimum zu reduzieren. Bis die Verletzung am Gehirn ausgeheilt ist, gilt vor allem Sport als Tabu. Diese Forderung könnte jedoch bald als überholt gelten, denn Forscher haben zumindest für leichte Schädel-Hirn-Verletzungen (ohne Bewusstseinsverlust) ermittelt, dass Sport der Heilung nicht schadet. Es ist sogar das Gegenteil der Fall: Die Genesung schreitet schneller voran.
An dem Versuch nahmen 103 junge Menschen zwischen 13 und 18 Jahren teil. Bei jedem war eine leichte Schädel-Hirn-Verletzung vor weniger als zehn Tagen diagnostiziert worden. Keines der Kinder war dabei ohnmächtig geworden und es waren keine Hirnvorerkrankungen bekannt. Alle Probanden sollten nun einen Ergometertest absolvieren und die Ärzte erfassten die individuelle Herzfrequenz, bei der Unwohlsein wie Kopfschmerzen auftraten. Dieser Wert wurde jeweils als Grenze der aktuellen Belastbarkeit festgesetzt.
Anschließend bildete man zwei Gruppen. Die Kontrollgruppe sollte an fünf Tagen in der Woche leichte Streckübungen machen. Dabei steigt die Herzfrequenz nicht und die Betätigung gilt daher als minimale Belastung. Die übrigen Probanden sollten fünfmal in der Woche je 20 Minuten auf einen Heimtrainer. Die Herzfrequenz wurde erfasst und die Anstrengung so eingestellt, dass sie nur 80 Prozent des individuellen Grenzwertes ausmachte.
Moderater Sport beschleunigt die Genesung
Die Forscher wollten wissen, wann das Schädel-Hirn-Trauma als geheilt bezeichnet werden konnte. Dafür muss ein Patient ohne Beschwerden im Alltag sein. Bereits nach 13 Tagen hatten die sportlich Aktiven dieses Ziel erreicht. In der Gruppe mit Streckübungen waren die Kinder im Schnitt erst nach 17 Tagen gesund. Moderater Sport beschleunigt demnach die Heilung um ganze vier Tage.
Weitere Untersuchungen mit größerer Teilnehmerzahl und mit anderen Altersgruppen sind geplant. Zeigen auch sie dieses Ergebnis, müsste die derzeitige Leitlinie zur Gehirnerschütterung angepasst werden. Völlige Ruhe wäre überholt.