Kanarische Buchfinken singen ihre eigenen Lieder

Von Frank Sprengel
30. September 2013

Für gewöhnlich singen Buchfinken in ganz Europa die gleichen Töne in einer vergleichbaren Melodie, weshalb es nicht nur für versierte Ornithologen ein Leichtes ist, sie klar aus verschiedenen Vogelarten herauszuhören. Wie Wissenschaftler der Duke University anhand von Aufnahmen von 723 Finkenmännchen aus zwölf Populationen, die vom europäischen Festland, von den Azoren und den Kanarischen Inseln stammten, herausfanden, weisen Lieder von Buchfinken, die auf den Inseln leben, deutliche Unterschiede in der Struktur auf.

Warum genau das so ist, wissen die Forscher jedoch noch nicht, da verschiedene Kriterien dafür verantwortlich sein könnten. Mit einer rein kulturellen Überlieferung könne es jedenfalls nicht zusammenhängen, da dann die Festland-Finken das vielseitigere Liedgut haben müssten. Ein möglicher Erklärungsansatz sei hingegen, dass es mit der sehr langsame Ausbreitung über die Atlantikinseln zusammenhängt, zumal die Finken auf der als letztes besiedelten Insel Gran Canaria die größte Bandbreite an Liedern aufwiesen. Viele dieser Lieder ließen mit Ausnahme der gesungenen Töne sogar jegliche Parallelen zu den Liedern des Festlands vermissen.

Weitere Ansätze seien in der Isolation der Inselpopulationen zu finden, zumal vermutet wird, dass die Veranlagung, Lieder zu erlernen in bestimmten Genen, deren Evolution auf den Inseln anders als auf dem Festland verlief, verankert ist. Hinzukäme, dass sich Buchfinken auf dem Festland gegen circa 60 andere Singvogelarten behaupten müssten, weshalb ein einheitlicher Gesang von Vorteil sei, wohingegen es auf Gran Canaria lediglich acht Vogelarten gäbe, wodurch wiederum die Unverkennbarkeit des einzelnen Buchfinks an Bedeutung gewonnen haben könne.