Kautabak Naswar treibt das Krebsrisiko in die Höhe

Löschkalk in dem asiatischen Kautabak fördert die Nikotinaufnahme erheblich

Von Cornelia Scherpe
7. September 2017

Vor allem in asiatischen Ländern, aber auch in Schweden und immer häufiger auch in Deutschland greifen Menschen zum Kautabak. Sie gehen davon aus, dass Nikotin durch das bloße Kauen zwar auch über die Schleimhäute ins Blut gelangt, das Ganze aber gesünder als Rauchen ist. Beim Rauchen gelangen durch den Verbrennungsprozess weitere Gifte in den Körper und die Lunge wird durch das Nikotin direkt beschädigt. Das stimmt zwar soweit, doch mehrere Studien haben bereits verdeutlicht, dass auch Kautabak alles andere als harmlos ist.

Eine aktuelle Untersuchung zeigt, wie gefährlich vor allem "Naswar", eine in Zentralasien beliebte Form des Kautabaks, ist. Naswar enthält Tabakblätter, Löschkalk und Asche sowie Aromen. Es wird als Paste oder Pulver für einen Bruchteil der Zigarettenpreise verkauft und kann einfach in der Wangentasche getragen werden.

Studie zum Krebsrisiko durch Naswar

Die Studie untersuchte zwischen 2014 und 2015 insgesamt 258 Männer. Bei 84 von ihnen war Krebs in der Mundhöhle diagnostiziert worden, 174 wurden als Kontrollgruppe betrachtet. Befragte man sie nach ihrem Naswar-Konsum, zeigte sich, dass die Konsumenten von Kautabak ein stark erhöhtes Krebsrisiko trugen.

  • 70 Prozent der Krebspatienten waren nur aufgrund von Naswar erkrankt. Das Risiko lag damit beim 20-Fachen.
  • Wer klassisch Zigaretten rauchte, bei dem stieg das Risiko im Vergleich zu Teilnehmern ohne jeglichen Nikotinkonsum nur um das 2-Fache.
  • Alkoholkonsum beeinflusste das Risiko überhaupt nicht.

Löschkalk besonders problematisch

Ältere Studien, beispielsweise zum in Schweden verwendeten "Snus"-Kautabak, zeigten hingegen fast keine Risikoerhöhung. Wie passt das zusammen?

Snus enthält nachweislich weniger Tabak als Naswar. Zudem ist im schwedischen Produkt kein Löschkalk enthalten. Dieser bewirkt bei Naswar eine Veränderung des pH-Wertes hin ins Alkalische. Das fördert die Aufnahme von Nikotin in die Mundschleimhaut. Hinzu kommen toxische Stoffe in der beigemischten Asche. Diese Kombination aus größerer Giftmenge und schnellere Aufnahme in den Mundraum ist gefährlich.

Die Forscher raten daher, Kautabak ohne Löschkalk und mit möglichst geringer Nikotinmenge zu verwenden. In der pakistanischen Region, in der die Studie durchgeführt wurde, hat die Politik bereits reagiert. Neue Regeln sollen dazu führen, dass nicht nur Zigaretten, sondern auch Kautabak stärker überwacht werden.