Kinder und der Sinn für Gerechtigkeit: Im Grundschulalter werden die Weichen gestellt

Von Nicole Freialdenhoven
21. August 2014

Sind Menschen von Natur aus fair und gerecht und lernen erst im Laufe des Lebens zu lügen und zu manipulieren? Dieser Frage wollten Forscher der Universitäten Yale und Harvard in den USA nachgehen. Die Psychologen führten dazu Experimente mit Kindern im Alter von sechs Jahren durch um zu sehen, ob bei ihnen ein natürlicher Sinn für Gerechtigkeit bestand.

Teilen von Süßigkeiten

Die Kinder wurden in zwei Gruppen eingeteilt und mussten das Aufteilen von Süßigkeiten überwachen. Dabei stellte sich heraus, dass unfaires Aufteilen in der anderen Gruppe streng geahndet wurde, während Unfairness in der eigenen Gruppe weit weniger streng beurteilt wurde. Der gleiche Versuch wurde anschließend mit achtjährigen Kindern wiederholt: Dabei zeigte sich, dass der Sinn für Fairness hier schon weiter entwickelt war und die eigene Gruppe nicht einfach bevorzugt wurde, sondern mehr Objektivität herrschte.

Entwicklung des Sinns für Gerechtigkeit

Daraus lässt sich schließen, dass Menschen schon im Alter zwischen sechs und acht Jahren einen natürlichen Sinn für Gerechtigkeit entwickeln und als egoistische Wesen geboren werden. Dies deckt sich mit größeren Beobachtungen, wonach fast alle Lebewesen - darunter auch Homo Sapiens - zu einem solidarischen und kooperativen Verhalten neigt, wenn es darauf ankommt. Lügen und Manipulieren lernen die meisten also erst im Laufe der Sozialisation, wenn sie merken, dass es ihnen Vorteile bringt.