Kommt die heilende Lotion gegen Neurodermitis? Studie testet Bakterien-Creme
Forscher haben eine Creme mit "guten" Bakterien entwickelt, die die "schlechten" Bakterien verdrängt
Es klingt im ersten Moment nicht unbedingt appetitlich, aber Forscher versuchen derzeit, eine Lotion voller Bakterien zu entwickeln. Diese medizinische Creme soll auf der Haut von Neurodermitis-Patienten zum Einsatz kommen und die Ekzeme zurückdrängen.
Neurodermitis durch gestörten Bakterienhaushalt
Neurodermitis betrifft im Kindesalter jeden Zehnten und führt zu juckenden Hautrötungen. Die Haut wird schuppig, die Stellen schmerzhaft und dennoch ist der Drang zum Kratzen bei den meisten sehr hoch. Das führt zu nässenden und blutenden Stellen, die den Krankheitsverlauf noch schwieriger machen.
Bei vielen, aber längst nicht allen, bildet sich die Neurodermitis im Erwachsenenalter zurück. Da die Ursachen bislang aber nicht klar sind, bleibt die Therapie eine Herausforderung.
Einige Ärzte gehen davon aus, dass Neurodermitis auf einen gestörten Bakterienhaushalt zurückgeht. Jeder Mensch besitzt auf der Haut unzählige Bakterien, die das große Organ als Lebensraum besiedeln. Die Hautflora ist wie die Darmflora wichtig für ein gesundes Leben. Die "guten" Bakterien helfen der Haut, ihre Funktion als Barriere zu erfüllen und den Körper damit gesund zu halten. Neurodermitis-Patienten haben sehr viele Bakterien der Familie "Staphylococcus aureus" auf der Haut und das sorgt vermutlich für ein gestörtes Gleichgewicht.
Natürliche Feinde des Staphylococcus aureus in Creme verpackt
Dieser Theorie folgend, hat ein Forscherteam untersucht, welche Bakterien die natürlichen Feinde der "Staph. aureus" sind und wurde bei zwei Bakterienfamilien fündig. "S. hominis" und "S. epidermidis" besitzen sogenannte antimikrobielle Peptide und können damit die schädlichen Erreger verdrängen.
Ein erster Test erfolgte direkt im Labor. Die Forscher stellten eine Bakterien-Lotion her, indem sie von gesunden Hautstellen einige Bakterien entnahmen und diese züchteten. Verpackt in eine Creme wurden die "guten" Bakterien dann bei fünf Patienten mit Neurodermitis auf betroffene Hautpartien aufgetragen. Tatsächlich normalisierte sich die Hautflora zeitnah. Nach 24 Stunden konnten Analysen zeigen, dass sich weniger "S. aureus" auf der Haut befanden.
Welche fühlbaren Auswirkungen das für die Patienten auf Dauer hat, müssen weitere Versuchsreihen zeigen. Die Hoffnung besteht, dass durch die Anwendung der Lotion die Entzündungsreaktion deutlich zurückgeht.
Passend zum Thema
- Neurodermitis: Besonders intensiv auf die Hautpflege achten
- Enttäuschte Hoffnungen bei Eltern: Neurodermitis geht nicht von selbst weg
- Neurodermitis-Patienten sollten ihre Hautpflege auch in der symptomfreien Zeit nicht vernachlässigen
- Studie: Feuchte Wickel als Bestandteil der Neurodermitis-Therapie