Koscherer Wein aus Israel: Vom Nischenprodukt zum Exportschlager

Von Nicole Freialdenhoven
21. August 2012

Immer mehr israelische Weine, die nach strengen jüdischen Riten hergestellt werden, haben sich bei Weinkennern zu Insidertipps entwickelt. Bislang galten koschere Weine als höchstens gut genug für religiöse Zeremonien, während sich der Trinkgenuss stark in Grenzen hielt. Seit die israelischen Winzer Talente aus dem Ausland anlocken, hat sich die Qualität jedoch stark gebessert. Kompromisse mit den Rabbinern, die den Prozess überwachen, sind jedoch weiterhin an der Tagesordnung.

Zu den religiösen Speisegesetzen, die beim Weinbau beachtet werden müssen, gehört beispielsweise, dass nur ein streng gläubiger Jude die Trauben berühren darf, sobald sie gepresst werden. Dazu gehört auch alles, was mit dem Wein in Berührung kommt: Fässer, Tanks, Schläuche und Maische. Erst wenn der Wein fest verkorkt und mit einer Kapsel versehen ist, darf ihn der Winzer wieder berühren.

Weitere Regeln besagen, dass der koschere Wein abgekocht sein müsse, wobei er heute in der Regel nur noch pasteurisiert wird und nicht mehr wie früher aufgekocht wird. Auch dürfen nur bestimmte Rebstöcke genutzt werden: Sie dürfen nicht jünger als vier Jahre sein und niemals im siebten Jahr, dem Sabbatjahr, abgeerntet werden. Mischkulturen und Zusätze sind nicht erlaubt. Nur wenn alle Vorschriften eingehalten wurden, erhalten die Weine von einem Rabbi das Kaschrut-Zertifikat.

In Deutschland sind koschere Weine noch ein Nischenprodukt, das vor allem von Juden gekauft wird, die damit ihre konservativen Verwandten aus Israel bewirten, oder von nichtjüdischen Weinkennern, die die neuen israelischen Weine zu schätzen wissen.