Künstliche Gelenke - neuartige Implantate oft schlechter als alte Modelle

Von Dörte Rösler
12. September 2014

Die Hersteller von Medizinprodukten entwickeln ständig neue Implantate. Diese sind aber selten besser als ältere Modelle.

Wie eine britische Studie mit 1,2 Millionen Implantaten zeigt, bergen die innovativen Prothesen ein erhöhtes Risiko für Brüche und die Patienten müssen öfter nachoperiert werden. Die Forscher fordern deshalb strengere Regeln für die Zulassung.

Hoch gelobt und dennoch durchgefallen

Die Zahl an Prothesen für Hüfte und Knie steigt seit Jahren. Allein in Deutschland erhalten jährlich 210.000 Personen ein Implantat, die Krankenkassen müssen rund 2 Milliarden Euro zahlen. Häufig kommen dabei teure Neuerfindungen zum Einsatz, die eine Verbesserung für den Patienten bringen sollen.

In der Praxis folgt jedoch oft Ernüchterung: so zog 2013 der Hersteller DePuy sein innovatives Hüftgelenk "Adept" wegen Sicherheitsproblemen zurück. Tausende Patienten mussten erneut unter das Messer. 2012 nahm Stryker gleich zwei modulare Hüftimplantate vom Markt, da bei ihnen Korrosion und Metallabrieb festgestellt worden waren.

Fehlerware durch undurchsichtiges System bei Gutachten

Weltweit waren 30.000 Patienten betroffen. Experten plädieren deshalb seit langem für eine strengere Kontrolle bei der Zulassung von Medizinprodukten. Nach dem Skandal um französische Brustimplantate versprachen Politiker die EU-Bürger besser zu schützen. Aber wenig ist passiert.

Statt einer zentralen Zulassungsstelle bleibt die Prüfung auf rund 70 Institute in Europa verteilt. Welche dieser "benannten Stellen" ein Hersteller mit dem Gutachten beauftragt, darf er frei wählen.

Da viele Anbieter von den Aufträgen der Medizinfirmen abhängig sind, dürften sie entsprechend milde urteilen. Langzeitstudien, wie sie etwa für Hüftimplantate wichtig wären, sind für die Zulassung nicht erforderlich.