Künstliche Stresshormone für Schwangere verändert Hormonhaushalt des Kindes

Glukokortikoide für Schwangere - können Kinder auf lange Sicht in ihrer Entwicklung Schaden nehmen?

Von Laura Busch
29. Oktober 2009

Künstliche Stresshormone haben Vor- und Nachteile. Bei Frühgeburten kann die Hormongabe zum Beispiel lebensrettend für das Baby sein. Sie verändert aber auch die Hormonproduktion des Kindes - und das auf lange Sicht. Diese Erkenntnis veröffentlichten unlängst Gunther Meinlschmidt und sein Team von der Universität Zürich.

Empfindliche Reaktion des kindlichen Stresssystems

Künstliche Stresshormone - sogenannte Glukokortikoide - werden gegeben, wenn absehbar ist, dass das Kind zu früh auf die Welt kommt. Sie sollen noch im Mutterleib das Lungenwachstum anregen, damit ein selbstständiges Überleben wahrscheinlicher wird. Die Wissenschaftler werteten 49 Studien aus den letzten 40 Jahren aus und kamen zu dem Schluss, dass die körpereigenen Stresssysteme der Kinder sehr empfindlich auf die Hormongabe reagierten.

Die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse, die eigene Stresshormone ausschüttet, war deutlich weniger aktiv, wenn Kinder vor der Geburt künstliche Hormone bekommen hatten. Die Unterschiede in der späteren Produktion hing dabei von der Dosis der prenatal verabreichten Hormone ab. Generell sind Stresshormone sehr wichtig für den Menschen. Sie schützen vor Gefahr, etwa indem man die Hand von einer heißen Herdplatte wegzieht, noch bevor man wirklich realisiert, dass sie heiß ist.

Gunther Meinlschmidt und sein Team streben jetzt weitere Untersuchungen darüber an, ob auch die Gesundheit der Kinder langfristig leidet.