Steroide zur Verhinderung einer Frühgeburt könnten beim Kind ADHS auslösen

Von Cornelia Scherpe
3. Dezember 2013

An schwangere Frauen, deren Kinder sich vor dem regulären Ablauf der neun Monate ankündigen, kann der Arzt sogenannte Glukokortikoiden vergeben. Dabei handelt es sich um Hormone aus der Gruppe der Steroide und diese sollen beim Ungeborenen die Ausbildung der Lunge beschleunigen. So will man erreichen, dass trotz Frühgeburt die Lunge so weit wie möglich entwickelt ist und das Frühchen bessere Überlebenschancen hat.

Daten von 9.000 Schwangerschaften wurden in Finnland analysiert

Die Vergabe der Medikamente ist Standard und daher ist es für Forscher auch einfach, eine Studie zum Thema durchzuführen. Dies geschah auch in Finnland, wo man auf das Geburtsjahr 1986 zurückgriff und die Daten von 9.000 Schwangerschaften analysierte. Bei 37 Fällen hatte man die werdende Mutter aufgrund einer sich ankündigenden Frühgeburt mit Steroiden behandelt, damit ihr Kind bessere Chancen hatte. Als die Kinder acht Jahre alt waren, untersuchten Psychologen ihren allgemeinen Reifungsprozess auf Basis der Angaben von Lehrern. Als die Kinder 16 Jahre waren, bat man die Eltern einen Fragebogen zu ADHS (Aufmerk­samkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) auszufüllen.

8-faches Risiko für pyschische Auffälligkeiten unter Steroid-Einfluss

Die 37 ehemaligen Frühchen unter Steroid-Vergabe wurden dabei 185 Kindern gegenübergestellt, die ebenfalls zu früh gekommen waren, deren Mütter aber keine Hormone bekommen hatten. Die Ergebnisse überraschten sogar die Forscher. Im Vergleich zu den Frühchen ohne Steroid-Einfluss hatte die erste Gruppe das 8-fache Risiko für psychische Auffälligkeiten im Grundschulalter. Vor allen Dingen eine ausgeprägte Aufmerksamkeitsstörung kam häufig vor und dies ist ein potenzielles Anzeichen für ADHS. Die Aussagen aus den Fragebögen der später schon 16-Jährigen waren dagegen nicht mehr so aussagekräftig.

Die Forscher gehen allerdings davon aus, dass die geringe Menge der analysierten Fälle daran Schuld ist. 37 Kinder sind zu wenig, um ein eindeutiges Ergebnis zu erzielen. Es bleibt jedoch die Möglichkeit im Raum, dass Steroide gegen Frühgeburten das Risiko für ADHS erhöhen.