Lautes Fluchen lindert Schmerzen

Studie zeigt: Schimpfwörter erhöhen die Schmerztoleranz in Stresssituationen

Von Dörte Rösler
31. Dezember 2014

Fluchen lindert Schmerzen - aber nur, wenn man die Schimpfwörter sparsam dosiert. Bei Vielfluchern nutzt sich der Effekt ab. Anders als vermutet, baut Schimpfen aber nicht den psychischen Druck ab. Vielmehr lassen laute Flüche die Stresshormone anfluten. Darunter Endorphine, die das Schmerzempfinden drosseln.

Fluchen im Kreißsaal

In vornehmer Gesellschaft gilt Fluchen als unfein. Vor allem für Damen geziemt es sich nicht, öffentlich zu wettern. Gerade eine der weiblichsten Situationen machte Wissenschaftler der britischen University of Keele jedoch auf eine positive Seite des Fluchens aufmerksam: Frauen, die im Kreißsaal laut schimpfen, empfinden weniger Schmerzen.

Was Hebammen seit Jahrhunderten wissen, versuchten die Forscher im Experiment zu bestätigen. Statt ihre Probanden den Strapazen einer Geburt auszusetzen, beließen sie es allerdings bei Eisbädern und Radeln auf dem Heimtrainer.

Fazit: Diejenigen Teilnehmer, die laut "fuck" oder "shit" rufen durften, hielten es länger im eisigen Wasser aus und fanden die Kälte subjektiv weniger schlimm. Auch beim Anstrampeln gegen einen Widerstand hielten sie länger durch.

Als Ursache vermuten die Wissenschaftler einen höheren Pegel an Endorphinen sowie Adrenalin, das schwer zugängliche Kraftreserven freischaltet.

Seltenes Fluchen im Alltag besser für Stresssituationen

Eines fiel jedoch auf. Bei Menschen, die regelmäßig Schimpfwörter benutzen, gewöhnt sich der Organismus an das Fluchen. Die Hormone bleiben auf normalem Niveau und die Schmerzen auch.

Am stärksten profitieren Menschen, die sich nur selten zu Kraftausdrücken hinreißen lassen. Außerdem zeigte sich, dass Schimpfworte in der Muttersprache stärker wirken als in einer Fremdsprache - weil sie direkter mit Emotionen verknüpft sind.