Lebensbedrohliche Blutungen nach Unfall oder Geburt: Überlebenschance steigt durch Antifibrinolytika

Frühzeitige Gabe der Blutungshemmer ist besonders entscheiden

Von Cornelia Scherpe
30. November 2017

Jährlich versterben rund zwei Millionen Menschen durch starke Blutungen, wie sie nach Verkehrsunfällen auftreten können. Darüber hinaus gibt es jedes Jahr rund 100.000 Mütter, die nach der Entbindung eine schwere Blutung erleben und an deren Folgen sterben.

Helfen können in diesen Fällen Hemmwirkstoffe wie die Tranexamsäure. Die Gruppe dieser Medikamente wird im Fachjargon auch Antifibrinolytika genannt und dient als effektiver Blutungshemmer. Die Verabreichung erfolgt meist in Tablettenform und soll die lebensrettenden Sofortmaßnahmen unterstützen. Die Arznei bewirkt im Körper, dass die Blutgerinnung schneller einsetzt und länger andauert als ohne Wirkstoffeinfluss.

Studien zur Überlebenschance durch Antifibrinolytika bei starken Blutungen

Zwei aktuelle Studien haben nun untersucht, wie sich der Einsatz auf die Überlebenschance auswirkt.

  1. An der ersten Untersuchung waren 274 Kliniken in 40 verschiedenen Ländern beteiligt, sodass man die Daten von 20.111 Patienten sammeln konnte. Sie wurden bei ihren schweren Blutungen zusätzlich zu den Sofortmaßnahmen entweder mit Tranexamsäure oder mit einem Placebo versorgt.
  2. An einer parallelen Studie für schwere Blutungen nach der Geburt nahmen 20.060 Frauen teil und wurden ebenfalls einer von zwei Gruppen zugeteilt.

In der ersten Studie verstarben 14,5 Prozent der Menschen trotz Tranexamsäure und 16 Prozent unter einem Placebo. In der Geburtenstudie waren es 1,5 Prozent der Frauen mit Tranexamsäure gegenüber 1,9 Prozent ohne die Arznei. Beide Studien zeigen daher, dass die Blutungshemmer einen Vorteil für das Überleben mit sich bringen.

Früher Zeitpunkt der Verabreichung entscheidend

Beim Blick ins Detail wird jedoch auch deutlich, dass es eine große Rolle spielt, zu welchem Zeitpunkt Antifibrinolytika verabreicht werden. Die Datenauswertung beider Studien zeigt, dass die meisten Todesfälle durch Blutungen binnen zwölf Stunden auftreten und bei gebärenden Frauen die ersten drei Stunden die kritischsten sind. Wurden Frauen bei starken Blutungen nach der Geburt binnen drei Stunden behandelt, sank ihr Sterberisiko von den durchschnittlich 1,5 Prozent noch einmal auf 1,2 Prozent.

Insgesamt kann die Überlebenschance durch Antifibrinolytika um 20 Prozent gesteigert werden. Es ist daher ratsam, die Mittel direkt am Unfallort beziehungsweise im Kreißsaal zu verabreichen, so das Fazit der Wissenschaftler.