Lebensgefährliche Hautreaktionen durch Medikamente - Betroffene erkranken oft mehrfach

Von Cornelia Scherpe
12. Juni 2014

Das Immunsystem soll den Organismus eigentlich beschützen, doch es kann auch zu Überreaktionen kommen. Gerade bei der Ersteinnahme von Medikamenten kann kein Arzt wissen, wie der Körper des Patienten reagieren wird.

Stevens-Johnson und Lyell

Besonders gefürchtet sind Hautreaktionen wie das Stevens-Johnson Syndrom (kurz SJS). Dabei reagieren die Abwehrkräfte derart stark, dass Haut und Schleimhäute anschwellen, sich schwerste Entzündungen und Blasen bilden.

Die schlimmste Form solcher Hautreaktionen ist das Lyell-Syndrom (kurz TEN für "toxisch epidermale Nekrolyse"). Hier löst sich die Haut teilweise komplett vom Körper. Zum Glück sind sowohl das SJS als auch die TEN sehr selten. Pro einer Million Personenjahre sind gerade einmal 1,0 bis 7,2 Menschen betroffen.

Häufigkeit der Krankheiten

Doch eine Studie hat nun ermittelt, dass alle jene, die einmal erkrankt waren, ganz besonders vorsichtig sein müssen. Ein Forscherteam untersuchte die Krankengeschichten von insgesamt 581 Menschen.

Alle hatten zwischen 2002 und 2011 eine der beiden Hautreaktionen nach der Einnahme von Medikamenten gezeigt. Die Betroffenen überlebten die Überreaktion des Immunsystems und erholten sich weitgehend. Doch in den Jahren nach dem Vorfall ereignete sich bei 42 Patienten erneut eine solche Hautreaktionen.

Dafür, dass das SJS und die TEN derart selten vorkommen, spricht dies für ein enorm hohes Rückfallrisiko. Acht dieser Probanden (das entspricht 1,4 Prozent) erlitten sogar noch mehrfach diese schweren Unverträglichkeiten.

Die Forscher schätzen daher, dass das Risiko für Menschen mit bereits einmal vorgekommenem SJS oder TEN um den Faktor 1.000 erhöht ist. In der Studie traten die weiteren Vorfälle im Schnitt nach 315 Tagen auf. Dabei sind Männer stärker als Frauen gefährdet und Menschen vom Lande stärker als Bewohner von größeren Städten. Auch das Alter scheint eine Rolle zu spielen. Menschen unter 18 Jahren tragen dabei das größte Risiko.