Lesen lernen - Das Gehirn speichert bekannte Wörter als Bild
Studie deckt auf, wie der Weg vom Buchstabieren zur effizienten Worterkennung funktioniert
Wer lesen lernt, muss jedes Wort mühsam entziffern. Geübte Leser erfassen Wörter als Ganzes - ihr Gehirn hat ein visuelles Lexikon angelegt. Wie der Weg vom Buchstabieren zur effizienten Worterkennung funktioniert, haben Neurowissenschaftler der Georgetown University in einer Studie aufgezeigt. Die Ergebnisse können Kindern mit Leseschwäche helfen.
Vom Buchstaben zum Bild
Wenn wir lesen lernen, muss das Gehirn zahlreiche Informationen verarbeiten, von der Orthographie über die Aussprache bis zur Bedeutung. Zunächst gleicht es dazu den Klang eines Wortes mit seinen einzelnen Buchstaben ab. Kinder sprechen neue Wörter deshalb häufig leise mit. Haben die das Wort abgespeichert, ist dieser Prozess nicht mehr nötig: sie erkennen das Wort mit einem Blick.
Diese Unterschiede lassen sich mit Hilfe der Magnetresonanz-Tomografie (MRT) nachweisen. Im Experiment legten die Forscher ihren Probanden 150 unbekannte Fantasiewörter vor und zeichneten die Hirnaktivität beim Lesen dieser Wörter auf. Danach gaben sie den Teilnehmern Zeit für ein Vokabeltraining und ließen sie erneut die Wörter lesen.
Hilfe für Menschen mir Leseschwäche
Das Ergebnis: Vor dem Üben reagierten die Neuronen auf die Fantasiewörter unspezifisch. Das Hirnareal für die visuelle Repräsentation zeigte nur bei dazwischen gestreuten echten Wörtern eine Aktivität. Nach dem Training feuerten die Neuronen vor allem in dem Bereich, in dem das visuelle Wörterbuch lokalisiert ist. Die phonetische Repräsentation war dagegen nicht mehr aktiv.
Das bessere Verständnis für die neuronalen Prozesse beim Lesen könnte vielen Menschen helfen. Kinder oder Erwachsene, die an einer Leseschwäche leiden, erreichen durch gängige Methoden wie das Mitsprechen oft nur mäßige Fortschritte. Wenn sie sich Wörter dagegen als visuelle Objekte einprägen, könnten die Erfolge besser sein. Erste Tests belegen dies.
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