Lockstoff für Raubtiere - Duftchemiker entschlüsseln Blutgeruch

Aldehyd versetzt Löwen, Tiger und andere Fleischfresser in Fresslaune

Von Dörte Rösler
12. November 2014

Der Geruch von Blut zieht Fleischfresser geradezu magisch an. Auch andere Lebewesen registrieren den metallischen Duft - sie finden ihn aber meist unangenehm.

Schwedische Forscher wollten nun wissen, welche Komponenten im Blutgeruch die Raubtiere anlocken. Erstaunliche Feststellung: was Löwen und Tiger in Fresslaune versetzt, ist nur eine einzige Substanz.

Blutduft und Fresstrieb

Im Experiment besprühten die Chemiker Holzstücke mit verschiedenen Duftstoffen. Neben Fruchtessenzen, einem geruchlosen Lösungsmittel und komplettem Blut beträufelten sie einzelne Hölzer nur mit Trans-4,5-epoxy-2(E)-Decenal. Dieses Aldehyd produziert dem typischen Metallgeruch von Blut - und wirkt auch isoliert.

Als Versuchsobjekt wählten die Forscher Sibirische Tiger und verschiedene Wildhund-Arten, deren Fresstrieb in der freien Wildbahn besonders von Blutduft angeregt wird.

Aldehyd-Duft

Die geruchsneutralen und fruchtigen Holzstücke ließen die Raubtiere kalt. Totalblut und Aldehyd lösten dagegen die gleiche intensive Reaktion aus: die Tiere schnüffelten und leckten an ihnen, bissen hinein und spielten mit den Hölzern. Einige Tiger legten sich sogar auf ihre vermeintliche Beute, um sie vor Fressfeinden zu schützen.

In einem nächsten Test wollen die Wissenschaftler prüfen, wie typische Beutetiere auf den Aldehyd-Duft reagieren. Sie vermuten, dass Mäuse etwa ängstlich reagieren und entweder die Flucht antreten oder in Starre verfallen.