Medica-Kongress in Düsseldorf: Ist die Dranginkontinenz anatomisch bedingt?

Bewahrheitet sich der Ansatz der anatomischen Sichtweise, kommt eine operative Behandlung in Frage

Von Frank Hertel
27. Oktober 2011

Nächste Woche wird der Medica-Kongress in Düsseldorf stattfinden. Dort wird Professor Wolfram Jäger einen Vortrag über Harninkontinenz bei Frauen halten. Teile des Inhalts sind schon vorab bekannt geworden.

Eine neuronale Erkrankung?

Bisher geht man in der Wissenschaft davon aus, dass die sogenannte Dranginkontinenz eine neuronale Erkrankung der Blase ist. Bei der Dranginkontinenz können die Patienten den Urin nur schwer halten und müssen sehr oft die Toilette aufsuchen. Die Krankheit ist zur Zeit nicht völlig heilbar, allerdings kann man viel gegen die Symptome tun.

Ansatz der anatomischen Sichtweise

Jäger schlägt nun eine andere Sichtweise der Dranginkontinenz vor. Er vermutet, dass es sich nicht um eine neuronale Erkrankung der Blase handelt, sondern um eine anatomische.

Das hieße, dass man die Krankheit auch operativ behandeln könnte, was ein immenser Fortschritt wäre, denn an der Krankheit leiden so viele Menschen, dass sie oft als "Volkskrankheit" bezeichnet wird. Jäger kommt auf diese Vermutung, weil sich in jüngster Zeit gezeigt hat, dass man die sogenannte Belastungsinkontinenz operativ heilen kann, indem man die puburethralen Ligments durch suburethrale Bänder ersetzt.

Die Belastungsinkontinenz

Die Belastungsinkontinenz führt zum kurzzeitigen, leichten Kontrollverlust über den Urinfluss etwa bei Husten oder Niesen und ist eine eher harmlose Variante der Inkontinenz.