Medikamente gegen Schilddrüsenüberfunktion erhöhen das Risiko auf Fehlbildungen beim Ungeborenen

Sinnvoll kann ein Wirkstoffwechsel vor Beginn der Schwangerschaft, also bei bestehendem Kinderwunsch sein

Von Cornelia Scherpe
7. Februar 2018

Krankheiten wie Morbus Basedow führen dazu, dass beständig zu viele Schilddrüsenhormone gebildet und in den Körper gesandt werden. Um den Patienten zu helfen, bekommen diese sogenannte Thyreostatika verschrieben. Diese Medikamente helfen dem Körper, trotz Überfunktion in einem hormonellen Gleichgewicht zu bleiben.

Für Frauen mit Kinderwunsch ist diese Situation allerdings schwierig. Die Wirkstoffe ihrer Medikamente gelangen durch die Plazenta bis zum Ungeborenen und standen bereits in älteren Studien unter Verdacht, Fehlbildungen auszulösen. Die Thyreostatika während der Schwangerschaft abzusetzen, ist jedoch auch nicht ratsam, da ein Abbruch der Behandlung zur ernsten Gesundheitsgefahr für Mutter und Kind werden kann. Möglich sind Wachstumsstörungen und Frühgeburten sowie eine Präeklampsie.

Studie zum Risiko von Thyreostatika in der Schwangerschaft

Eine aktuelle Studie zur Einschätzung des Risikos veröffentlichte jüngst ihre Ergebnisse: Demnach sollten Frauen mit Kinderwunsch auf keinen Fall ihre Medikamente absetzen. Ideal ist es, wenn sie als Wirkstoff Propylthiouracil einsetzen.

Für die Untersuchung in Südkorea wurden 2,2 Millionen Daten ausgewertet. 12.891 Mütter (das entspricht 0,45 Prozent) hatten gegen eine Schilddrüsenüberfunktion Medikamente einnehmen müssen. Die Kinder in dieser Teilgruppe bekamen in 7,27 Prozent der Fälle Fehlbildungen. Es betraf also 937 Kinder. In der größeren Gegengruppe traten 170.716 Fehlbildungen auf, was nur 5,94 Prozent entspricht. Insgesamt stieg also das Fehlbildungsrisiko durch die Medikamenteneinnahme messbar.

Von den therapierten Frauen hatten 77 Prozent den Wirkstoff Propylthiouracil genommen. Ihr Risiko blieb dabei kleiner als das der Frauen, die zum ebenfalls gängigen Thiamazol gegriffen hatten.

Kein Wechsel der Wirkstoffe während der Schwangerschaft

Die Ärzte raten dennoch davon ab, nach Beginn einer Schwangerschaft zwischen den Wirkstoffen zu wechseln. Die Gefahr einer kurzzeitigen Schwankung der Schilddrüsenhormone ist zu groß. Überlegenswert sei es hingegen, bei einem klaren Kinderwunsch frühzeitig zu wechseln und erst nach der Umstellung der Medikamente die Verhütung zu beenden.