Medikamente und Chemikalien belasten zunehmend das Trinkwasser

Arzneimittelwirkstoffe im Wasser schädigen Mensch und Tier

Von Ingo Krüger
12. Februar 2015

Trinkwasser ist das Lebensmittel Nummer 1. Doch seine Qualität leidet zunehmend unter Medikamenten, Haushaltschemikalien und Pestiziden, die sich verstärkt im Wasser finden.

Mangelnde Wasseraufbereitung

Um Trinkwasser frei von Schadstoffen und Krankheitserregern zu bekommen, wird Grund-, Talsperren- oder Flusswasser im Wasserwerk mit unterschiedlichen Verfahren aufbereitet.

Doch nach einer Untersuchung des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn reichen die bislang getroffenen Maßnahmen nicht mehr aus. Demnach seien herkömmliche mikrobiologische Tests der Trinkwasserüberwachung zum Teil gut 100 Jahre alt und genügten nicht mehr den Ansprüchen.

Viele Chemikalien und Medikamente trotzten den Reinigungsverfahren und seien nur schwer wieder herauszufiltern.

Arzneimittelwirkstoffe im Wasser schädigen Mensch und Tier

In der Umwelt, vor allem in Gewässern, finden sich rund 150 verschiedene Arzneimittelwirkstoffe, darunter auch synthetische Hormone, wie sie etwa in der Anti-Baby-Pille enthalten sind. Diese hemmen schon in winzigen Mengen die Fortpflanzung bei Fischen.

Auch andere Medikamente haben negative Auswirkungen. So schädigt das Schmerzmittel Diclofenac bei Fischen innere Organe wie Leber und Niere. Antibiotika stören häufig das Wachstum von Pflanzen.

Forderungen von Experten

Experten fordern daher von Verbrauchern, Abfälle ordnungsgemäß zu entsorgen. Zudem sei eine vierte Reinigungsstufe in konventionellen Kläranlagen dringend erforderlich.

In der Testphase befinden sich derzeit Verfahren mit Aktivkohle und Ozon. Eingesprudeltes Ozon entschärft die Problemstoffe, Aktivkohle-Granulat lagert sie an.

Allerdings lassen sich nicht alle deutschen Klärwerke mit der neuen Technologie ausrüsten. Zudem wäre diese Maßnahme mit 15 Milliarden Euro recht teuer.