Mediziner wollen Kindern mit Autismus durch ein Diuretikum helfen

Von Cornelia Scherpe
14. Dezember 2012

Unter Diuretikum versteht man einen Wirkstoff, der im menschlichen Körper das Ausschwemmen anregt. Wer also damit behandelt wird, verliert deutlich mehr an Wasser, als es bei den normalen Stoffwechselvorgängen der Fall wäre. Forscher haben herausgefunden, dass Diuretikum eventuell bei Kindern mit Autismus zum Einsatz gebracht werden kann. Zumindest deutet darauf eine aktuelle Untersuchung hin. Zum Einsatz kam das Medikament "Bumetanid".

Dieses wurde einer Hälfte der autistischen Probanden verabreicht, während die anderen nur ein Placebo bekamen. Damit niemand den Ausgang der Studie irgendwie beeinflussen konnte, wurde doppelblind gearbeitet. Das bedeutet, dass weder die Eltern noch die Ärzte selbst wussten, wer den Wirkstoff und wer das Placebo bekam. Es zeigte sich während der drei Monate dauernden Therapie, dass mit Bumetanid die charakteristischen Symptome des Autismus messbar gelindert werden konnten. Auf der "Childhood Autism Rating Scale", einer Messskala für autistisches Verhalten, besserten sich die Werte der Behandelten im Schnitt um 5,6 Punkte.

Eine Analyse ergab, dass sich dies auf die Interaktion des Wirkstoffes mit dem Gehirn zurückverfolgen ließ. Bumetanid wirkte auf GABA ein, einen wichtigen Neurotransmitter im Hirn. Bei Autisten ist der Transmitter verändert. Die Forscher glauben, dass dies geschieht, da Chlorid-Ionen ungesund auf ihn einwirken. Das Diuretikum scheint dieser Wirkung entgegenzutreten und daher die autistische Störung abzumildern.

Allerdings ist das bisher nur eine Vermutung der Wissenschaftler und muss erst weiter untersucht werden. Bisher sollte das Mittel zum Ausschwemmen erst einmal weiterhin nur bei Ödemen oder Patienten mit einer Leberzirrhose zur Anwendung kommen. Allerdings gibt es bereits einige Neurologen, die es gegen Epilepsie verschreiben.