Mehr Fremdsprachen im Unterricht gefordert: Mehrsprachigkeit birgt viele Vorteile

Kann und soll die schulische Bildung den Anforderungen bilingual aufwachsender Kinder angepasst werden?

Von Nicole Freialdenhoven
8. Mai 2015

Obwohl immer mehr Kinder zuhause mehrsprachig aufwachsen, ist die schulische Bildung nach wie vor stark von Monolingualität gepragt, d.h. im Unterricht wird fast ausschließlich auf Deutsch unterrichtet. Forscher vom Institut für Romanistik der Universität Graz fordern schon im Kindergarten mehr Rücksicht auf die Muttersprache von Migrantenkindern. Auch beim Schulbeginn sollten diese Kinder zunächst Unterricht in ihrer Erstsprache erhalten und Deutsch zusätzlich lernen.

Prestige und Häufigkeit

Allerdings geben die Forscher zu, dass dabei auch einiges schief gehen kann. So habe zum Beispiel Italienisch ein weit höheres Prestige als Türkisch. Auch hänge der Spracherwerb damit zusammen, wie häufig die Sprachen zuhause gesprochen werden.

Ist das Elternteil mit der Fremdsprache beispielsweise häufig auf Reisen, kann das Kind zuhause diese Sprache nicht wirklich lernen. Reisen in das Herkunftsland sind oft aus finanziellen Gründen nicht möglich.

Theorie und Praxis

Bis in die 50er Jahre hinein hielten sich in Europa hartnäckige Vorurteile, wonach zweisprach aufwachsende Kinder weniger intelligent waren als ihre einsprachigen Mitschülern. Erst allmählich erkannte die Wissenschaft, dass Mehrsprachigkeit die kognitiven Fähigkeiten fördert.

Unklar ist allerdings, wie ein Schulunterricht nach Vorstellung der Forscher aussehen soll, bei dem Kinder mit unterschiedlichen Muttersprachen zusammenkommen - oder wie dies finanziert werden könnte.