Mit Herzschrittmacher hinters Lenkrad: Steigt die Gefahr für Verkehrsunfälle?

Zahlen zur These, dass Träger eines Herzschrittmachers im Straßenverkehr eine Bedrohung für sich und andere darstellen

Von Cornelia Scherpe
26. Oktober 2016

Menschen mit einem Herzschrittmacher leiden an einer ernsten Schwächung ihres Herzmuskels. Sie mussten sich in einer Operation einen sogenannten "Cardioverter-Defibrillator", kurz ICD, einsetzen lassen. Der Herzmuskel wird dadurch in regelmäßigen Abständen durch einen elektrischen Impuls stimuliert und schlägt.

Erhöhte Unfallgefahr mit Herzschrittmacher?

Wer einen Herzschrittmacher trägt, darf grundsätzlich weiterhin Autofahren, auch wenn kritische Stimmen sich oft dagegen aussprechen. Hauptargument der Gegner ist, dass Patienten mit einem Herzschrittmacher häufiger eine Bewusstlosigkeit erleben. Das erhöhte Risiko macht sie am Steuer eines Fahrzeugs zur Bedrohung für sich und andere. Eine aktuelle Studie liefert neue Zahlen zur Debatte.

Die Forscher sahen sich die Daten von 4.874 Patienten mit ICD an und stellten sie 9.748 gesunden Kontrollpersonen gegenüber. Dabei achtete man auf eine ähnliche Verteilung der Geschlechter (80 Prozent männlich) und des Alters (Durchschnitt 66 Jahre). Betrachtet wurden die Jahre 2008 bis 2012 und man registrierte alle Autounfälle, die durch die Teilnehmer verursacht worden waren. Insgesamt kam es zu 280 Autounfällen. Dazu zählten sowohl alleinige Sachschäden als auch Unfälle mit Personenschaden (nicht tödlich und tödlich).

  • 166 dieser Unfälle waren von ICD-Trägern verursacht worden und nur die übrigen 114 von einem der gesunden Teilnehmer.
  • Das entspricht einer Verteilung von 2,3 Prozent versus 1,7 Prozent und bezeugt, dass Menschen mit Herzschrittmachern offenbar häufiger einen Verkehrsunfall verschulden.

Kontrolle der Fahreignung

Beim Blick ins Detail muss jedoch gesagt werden, dass die ICD-Träger keinen einzigen Unfall mit tödlicher Folge verursachten. Die schweren Verkehrsunfälle fanden alle in der Kontrollgruppe statt.

Ein generelles Fahrverbot für ICD-Träger ist daher vermutlich unnötig. Allerdings empfiehlt die Europäische Herz-Rhythmus-Gesellschaft allen Berufskraftfahrern die Arbeit niederzulegen, da das berufsbedingte Fahren enormen Stress bedeutet. Für Privatfahrer sieht man bisher nur eine ein- bis dreimonatiger Fahrpause nach der Operation vor. Sicherer wäre es, so die Forscher, nach der Pause eine Fahreignung durch den Arzt zu fordern.