Moderater Alkoholgenuss erhöht trotz Krebsrisikos den Überlebensvorteil

Forscher sehen in geringem Alkoholkonsum gesundheitliche Vorteile

Von Cornelia Scherpe
12. Juli 2018

Bereits seit einigen Jahren ist bekannt, dass regelmäßiger Alkoholkonsum in kleinen Mengen nicht nur vergleichsweise harmlos ist, sondern sogar die Gesundheit fördern kann. Ein Glas Rotwein am Abend wird dabei gerne als Richtlinie angegeben. Doch wie sieht es mit dem Einfluss aus, wenn ein Mensch durch den Alkoholgenuss gleichzeitig auch ein höheres Krebsrisiko hat? Genau das untersuchte eine Studie mit 99.654 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Alle waren mindestens 55 und maximal 74 Jahre alt und wurden vom US-National Cancer Institute untersucht. Die staatlich finanzierte Studie wollte so verhindern, dass es durch Sponsoren zu Interessenkonflikten kommt.

Alle füllten einen Fragebogen zu ihren Lebensgewohnheiten aus und wurden dabei auch über ihr Trinkverhalten befragt. Im Beobachtungszeitraum von knapp neun Jahren verstarben 9.599 Menschen und es kam zu 12.763 Krebsdiagnosen. Ein Blick in die Fragebögen zeigte die bereits bekannte "J-Kurve". Diese macht deutlich, wie kompletter Verzicht auf Alkohol ungesünder als moderater Konsum ist, jedoch ab dem Überschreiten einer gewissen Menge Alkohol die negativen Folgen wieder überwiegen.

Moderater Konsum steigert Lebenserwartung trotz Krebsrisikos

In konkreten Zahlen hieß das in der Studie: Wer angab, nie Alkohol zu konsumieren, hatte ein um 58 Prozent höheres Risiko zu versterben als moderate Genießer. Als moderat galten maximal drei alkoholische Getränke am Tag, wobei die Forscher klar definierten, was als ein Getränk zählte: Ein Bier mit zwölf Unzen und 240 Gramm oder ein Glas Wein mit fünf Unzen und 141 Gramm oder eine Spirituose mit 1,5 Unzen und 42 Gramm.

Interessant war, dass bereits mit dem ersten alkoholischen Getränk am Tag das Krebsrisiko stieg. Revidiert das die gesundheitsfördernde Wirkung nicht? Die Studie kommt zu einem Nein, da die Krebsgefahr derart langsam wächst, dass die Überlebensvorteile eines gemäßigten Genusses stärker bleiben. Rechnete man das Krebsrisiko mit ein, sank durch moderaten Alkoholkonsum die Gesamtsterblichkeit noch: bei Männern um 25 Prozent und bei Frauen um 29 Prozent.