Multiple Sklerose auf der Spur - ein Antikörper greift gezielt die Kaliumkanäle an

Von Cornelia Scherpe
17. Juli 2012

Multiple Sklerose zählt zu den Autoimmunerkrankungen und ebenso wie bei den meisten dieser Krankheiten wissen die Mediziner bisher nicht, was genau die Antikörper im Menschen dazu veranlasst, sich gegen das eigene Gewebe zu richten. Bisher war bei Multiple Sklerose aber noch nicht einmal bekannt, welcher Antikörper fälschlicherweise aktiv wird und wogegen er sich wendet. Diese Erkenntnis konnten Forscher nun jedoch gewinnen.

Der Antikörper "KIR4.1" wurde bei Patienten mit Multiple Sklerose auffallend häufig im Blut nachgewiesen. Bei gesunden Menschen tritt dieser Antikörper überhaupt nicht in Erscheinung und lässt sich auch bei Menschen mit anderen Hirnerkrankungen nur in wenigen Fällen feststellen. In Zahlen ausgedrückt: Bei MS-Patienten kommen sie in 46,9 Prozent der Fälle vor, bei Menschen mit anderen neurologischen Problemen in 0,9 Prozent der Fälle und bei gesunden Menschen in null Prozent der Fälle.

Immer, wenn das Auftreten von KIR4.1 nachgewiesen werden konnte, richtete sich der Antikörper ganz gezielt gegen die Kaliumkanäle im Gehirn. Die Verletzung oder Zerstörung dieser Kanäle wirkt sich extrem negativ auf den Stoffwechsel im Gehirn aus und führt so zu neurologischen Beschwerden.

Daraus schlussfolgern die Wissenschaftler, dass KIR4.1 speziell bei Menschen mit Multiple Sklerose auftritt und eventuell einer der Auslöser dieser Immunkrankheit ist. Da sich KIR4.1 relativ leicht im Blut nachweisen lässt, wäre damit auch die erste Möglichkeit zu einer Früherkennung gegeben.