Musik: Was man hört, das sieht man auch

Studie beweist, dass Erwartungshaltung bei Wahrnehmung eine große Rolle spielt

Von Ingo Krüger
27. April 2011

Wer traurige Musik hört, sieht überall traurige Gesichter. Ist jemand jedoch fröhlich gestimmt, glaubt er auch, von fröhlichen Menschen umgeben zu sein. Dies ergab eine Studie von Wissenschaftlern der Rijksuniversiteit im niederländischen Groningen (RUG).

Bei dem Test zeigten die Forscher den Probanden verschiedene Smileys. Gleichzeitig hörten diese fröhlich oder traurig stimmende Musik. Bei heiteren Klängen bemerkten die Teilnehmer eher die grinsenden Smileys, während sie bei düsteren Weisen eine Vorliebe für die traurig blickenden Smileys entwickelten.

Wissenschaftler Jacob Jolij erklärt dieses Verhalten damit, dass dabei die Erwartungshaltung eine entscheidende Rolle spiele. Menschen würden das erblicken, was sie auch erwarten würden zu sehen. Gehe man davon aus, einen bestimmten Gegenstand, wie etwa ein Fahrrad, in der Garage stehen zu sehen, so glaube man auch, das dort eines sei. Selbst wenn die Umrisse eines Objektes nur denen eines Fahrrades ähnelten.

Studie könnte helfen, Autisten besser zu verstehen

Diese Studie könne helfen, so Jolij, Autisten besser zu verstehen. Diese würden zwar erkennen können, dass ein Mensch die Mundwinkel nach oben ziehe, könnten aber daraus nicht schlussfolgern, dass diese Person auch fröhlich sei. Der Wissenschaftler begründet dies mit der gestörten Informationsverarbeitung im Gehirn. Während bei gesunden Personen die Stimmung großen Einfluss auf die Wahrnehmung habe, funktioniere dies bei Autisten anders.