Namibia tilgt Spuren des Kolonialismus - Deutsche Ortsnamen sollen verschwinden

Von Dörte Rösler
19. August 2013

Eine Reise durch Namibia hatte für Deutsche bisher viele heimatliche Anklänge: In der Hafenstadt Lüderitz erklärte ihnen Hotelier Ulf Grünewald die Route zum Caprivi-Streifen. Doch künftig müssen sie sich anders orientieren. Nach dem Willen der Lokalregierung geht die Fahrt nun von !Nam=Nüs nach Sambesi. Damit sind der ehemalige Reichskanzler Caprivi und der Tabakhändler Lüderitz zumindest sprachlich aus der namibischen Geschichte getilgt.

Auch die nach einem deutschen Gouverneur benannte 800-Seelen-Gemeinde Schuckmannsburg erlebt im Zuge der Verwaltungsreform eine historische Auffrischung: der Ort erhält seinen ursprünglichen Namen Luhonono zurück.

Kritik an der Umbenennung hagelt es von allen Seiten. Die Tourismusbranche fürchtet, dass Reisende sich verirren. In den regionalen Zeitungen kursieren zudem Fragen, wie man die neuen Namen auszusprechen habe. Auch wenn mittlerweile klar ist, dass die Satzzeichen in !Nam=Nüs für afrikanische Klicklaute stehen, stellen die Namen zumindest Ortsfremde vor ein Problem.

Selbst unter Historikern ist der Sinn der Maßnahme umstritten. Während viele Afrikaner es begrüßen, nicht mehr nach deutschen Kolonialisten benannt zu werden, sehen andere in der Umbenennung einen kulturellen Raubbau.