Neue Einblicke der Neurologie: Was passiert bei Depressionen im Gehirn?

Studie bringt Licht ins Dunkle der bis dato schwierigen Diagnostik dieser psychischen Störung

Von Cornelia Scherpe
24. November 2015

Menschen mit Depressionen befinden sich immer wieder in langen Phasen der Antriebslosigkeit, fühlen sich unverstanden und von den eigenen Gefühlen getrennt. Schätzungsweise vier Millionen Menschen allein hierzulande leiden unter der psychischen Störung und die Tendenz ist steigend.

Diffizile Diagnose

Doch fragt man in der Psychologie genauer nach, dann wird das Krankheitsbild schnell zum Problem. Bisher gibt es nämlich nur eine Möglichkeit der Diagnose: das Ausschließen anderer Krankheiten und ein Arztgespräch über die individuelle Gefühlswelt. Das macht es schwierig, Depressionen klar als Störung

  1. von anderen Leiden und auch
  2. von normalen schlechten Lebensphasen

abzugrenzen. Neurologen suchen daher schon länger nach klaren Anhaltszeichen auf biologischer Ebene. Eine aktuelle Studie aus Deutschland präsentiert nun erstmals einen viel versprechenden Ansatz. Demnach kommt es durch Depressionen zu einer schlechten Vernetzung der Neuronen im Gehirn.

Studie zur Neuronen-Vernetzung

Am Universitätsklinikum Freiburg führte man eine Studie mit

  • 27 Patienten und
  • 27 gesunden Kontrollpersonen

durch. Mittels einer Magnetspule, die über den Köpfen gezielt bewegt wurde, konnten die Forscher eine Stimulation durchführen. Im konkreten Versuch wurde ein Muskel im Daumen durch die Magnetspule angeregt, sich zu bewegen. Anhand der sichtbaren Reaktionen konnten die Forscher festhalten, wie stark der Reiz vom Gehirn an den Daumen weitergeleitet wurde.

Im zweiten Durchgang wurde zusätzlich zum Daumenmuskel ein Nerv im selben Arm stimuliert. Diese Kombination bewirkte bei den gesunden Teilnehmern den normalen Effekt, dass sich die Bewegung des Daumens entsprechend verstärkte. Bei den Patienten mit Depressionen jedoch fiel das Resultat weniger stark aus. Die zwei Informationen wurde offenbar nicht normal im Gehirn verknüpft und damit addiert.

Ausblick auf die Depressions-Diagnostik

Interessant war die Beobachtung, dass dieses schwächere Netzwerk im Gehirn zeitlich perfekt mit depressiven Phasen der Patienten zusammenfiel. Wurde das Experiment später wiederholt und der Betroffene war gerade in einer guten Therapiephase, funktionierte auch die Vernetzung im Gehirn besser.

Die Studie zeigt damit einen Weg, wie man künftig Depressionen besser diagnostizieren kann. Durch regelmäßige Folgemessungen könnte es außerdem möglich werden, den aktuellen Behandlungsfortschritt festzuhalten und/oder Rückfälle rechtzeitig zu erkennen.