Neue Erkenntnis über Schilddrüsenhormone: Wie die Botenstoffe im Gehirn wirken
Auch die Nervenzellen im Gehirn benötigen scheinbar Schilddrüsenhormone um richtig funktionieren zu können
Es gibt eine seltene Erbkrankheit, die bereits im Mutterleib beginnt und zu geistigen Entwicklungsstörungen ab dem Säuglingsalter führt: das Allan-Herndon-Dudley-Syndrom. Forscher haben nun herausgefunden, wie das Syndrom genau funktioniert und welche Rolle die Hormone der Schilddrüse (die sogenannten Thyroidhormone) dabei spielen. Die Störung entsteht demnach dann, wenn die Hormone zwar in der Drüse im Hals gebildet werden, jedoch ihren Weg nicht ins Gehirn antreten können.
Thyroidhormone werden auch im Gehirn benötigt
Schilddrüsenhormone sind für das Leben essentiell. Sie dienen der Aufrechterhaltung des Stoffwechsels und sind daher im gesamten Körper aktiv. Die neusten Erkenntnisse zeigen dabei, dass sie auch im Gehirn benötigt werden, damit die Nervenzellen richtig funktionieren.
Damit die Botenstoffe ins Hirn gelangen, sind sie auf ein Transportmittel angewiesen. Sie "fahren" dabei mit dem Eiweiß "MCT8". Bei Kindern mit dem Allan-Herndon-Dudley-Syndrom liegt jedoch eine Genmutation vor, die eine normale Bildung des Proteins verhindert. Das MCT8-Gen ist bei ihnen so mutiert, dass das Eiweiß inaktiv ist und daher nicht als Transporter dienen kann.
Beim Allan-Herndon-Dudley-Syndrom ist das Gehirn mit Hormonen unterversorgt
Die Thyroidhormone werden also von der Schilddrüse ins Blut abgegeben, können jedoch nicht mit MCT8 ihre Reise ins Gehirn antreten. Das Hirn wird mit den Hormonen unterversorgt, was bereits bei der Entwicklung im Mutterleib schwere Schäden verursachen kann. Besonders das Zentrale Nervensystem benötigt ausreichend Schilddrüsenhormone, um alle gesunden Vernetzungen herzustellen.
Die neue Erkenntnis über das Wirken der Thyroidhormone im Gehirn könnte dazu dienen, wirksame Therapien gegen das Allan-Herndon-Dudley-Syndrom zu entwickeln. Bisher gibt es noch keine Behandlungsoption.