Neue Theorie beschäftigt die Medizin: Entsteht Arterienverkalkung doch nicht durch Fett?

Herzchirurgen sind der Ansicht, Arteriosklerose wird möglicherweise durch abgestorbene Zellen ausgelöst

Von Cornelia Scherpe
31. Januar 2017

Der Arzt spricht von Arteriosklerose, der Volksmund von Arterienverkalkung. Gemeint ist in beiden Fällen die Verengung der Arterien durch Ablagerungen. Diese so genannten Plaques entstehen nach der aktuellen Lehrmeinung durch zu viel Fett.

Die Blutfette lagern sich beim Fließen durch die Gefäße an deren Gefäßwänden ab. Dadurch verengt sich nicht nur der verfügbare Platz für den Blutfluss, die Gefäße an sich werden krank und das Risiko für Thrombosen steigt. Das Immunsystem reagiert auf die Prozesse nämlich mit der Plaque-Bildung und ein Verstopfen des Gefäßes wird immer wahrscheinlicher.

Sind abgestorbene Zellen der Auslöser?

Ein deutscher Herzchirurg ist allerdings von diesem Ansatz nicht mehr überzeugt. Gemeinsam mit internationalen Kollegen ist er einer anderen Theorie auf der Spur.

Die Ablagerungen an den Gefäßwänden haben in diesem Ansatz nichts mit den Blutfetten zu tun, sondern gehen auf abgestorbenen Zellen zurück. Diese toten Zellen stammen aus dem Gefäß selbst und das Fett hat daher keine Bedeutung mehr.

Wie kommt der Chirurg auf diese Idee? Er hat in seiner Zeit als Arzt viele Bypass-Operationen durchgeführt.

Während der Eingriffe konnte er immer wieder sehen, dass nie verschiedene Gefäßabschnitte, sondern immer ganz bestimmte von der Verkalkung betroffen sind. Das widerspricht der Idee, dass Blutfette die Hauptschuld tragen, denn die müssten sich theoretisch an beliebigen Stellen bemerkbar machen. Welche alternative Erklärung gibt es?

In der Theorie: den Verschluss den Versorgungsblutgefäße

Der deutsche Wissenschaftler hat die Theorie, dass die Gefäßverkalkung auf eine Versorgungsstörung zurückgeht. Damit ein Blutgefäß die umliegenden Organe mit Nährstoffen versorgen kann, benötigt es selbst eine Grundversorgung.

Daher bilden sich in der Kindheit kleine Versorgungsblutgefäße direkt in der Außenwand. Diese Tatsache ist belegt. Weitergedacht könnte das bedeuten, dass sich diese Gefäße durch verschiedene Ursachen verschließen und damit die Mittelschicht des Blutgefäßes nicht mehr genügend Nährstoffe bekommt.

Zellen sterben entsprechend ab und das führt zur Plaquebildung. Ein bereits bekannter Auslöser für den Verschluss der winzigen Versorgergefäße sind Infektionen mit Viren und Bakterien. Das würde auch erklären, warum nach Grippewellen häufig die Zahl der Herzinfarkte steigt.