No-Go oder ganz normal? Über das Stillen in der Öffentlichkeit

Von Katharina Cichosch
8. Oktober 2014

Wenige andere Alltagsthemen polarisieren heute noch so wie dieses: Das Stillen in der Öffentlichkeit, also zum Beispiel:

Scheinbar gibt es hier nur zwei ganz klare Standpunkte - und jeweils wenig Verständnis für die Gegenseite: Während viele Mütter und Stillberaterinnen für einen offenen Umgang mit dem Stillen plädieren und dies für die natürlichste Sache der Welt halten, gibt es einige, die doch erheblich Anstoß nehmen und entsprechendes Verhalten übergriffig finden.

Toleranz für beide Seiten entwickeln

Wer hat nun Recht? Diese Frage lässt sich natürlich nicht beantworten. Denn was gesellschaftlich toleriert wird, hängt von ganz verschiedenen Faktoren ab. Und natürlich spielt auch das persönliche Schamgefühl eine Rolle dabei, was wir selbst akzeptieren und was wir vielleicht als unanständig empfinden.

In jedem Fall sollte man sich eines vor Augen führen: Stillen ist ein ganz natürlicher Vorgang, und der Anblick einer weiblichen Brust hat nichts Obszönes an sich. Hinzu kommt, dass Babys nun einmal ständig zwischendurch Hunger haben - und ungern warten, bis die Mama wieder zu Hause und fern der öffentlichen Blicke ist.

Allein aus praktischen Gründen sollten Mütter also die Möglichkeit haben, in der Öffentlichkeit zu stillen. Und zwar ganz klar ohne neugierige Blicke - sondern ganz selbstverständlich und ohne großes Aufsehen.

Gleichzeitig lässt sich aber eben auch nicht leugnen, dass die weibliche Brust nun einmal ein Inbegriff der Sexualität ist - und deshalb in der Regel auch verhüllt wird. Ein bisschen Verständnis für jene Menschen, die das Stillen mittem im Restaurant unangenehm finden, kann deshalb ebenso wenig schaden. Jeder Mensch hat seine eigenen Empfindungen, die sowohl kulturell als auch individualpsychologisch geprägt sind.

Wie stillende Mütter reagieren können

Mütter können zu einem natürlicheren Umgang mit dem Stillen beitragen, indem sie bei kritischen Nachfragen einfach ein Gespräch anfangen - und vielleicht umgekehrt fragen, was das Gegenüber nun eigentlich genau stört.

Ebenso eine gute Sache sind spezielle Still-BHs, die zum Stillen einfach leicht zur Seite geschoben werden können. Hierdurch kann das Baby trinken, ohne dass man halbnackt unter Menschen sitzen muss - was vor allem auch für Mütter selbst angenehmer ist.

Ob man sich zum Stillen allerdings in eine ruhige Ecke oder gar auf's stille Örtchen zurückziehen muss, sollte eine individuelle Entscheidung bleiben. Mehr Toleranz für beide Seiten kann helfen, verhärtete Fronten aufzubrechen und so langfristig vielleicht wirklich mehr Verständnis fürs öffentliche Stillen schaffen.