Österreich: Neue Forschungsrichtlinien für Kinderarznei

Von Katharina Cichosch
23. August 2012

Seit 2006 müssen in der EU neu zugelassene Arzneimittel auch hinsichtlich ihrer Unbedenklichkeit für Kinder getestet werden. In einigen Ländern konnte man dieser Richtlinie bisher jedoch nicht in vollem Umfang nachkommen. So zum Beispiel in Österreich: In der Alpenrepublik sind einschlägige Studien mit minderjährigen Probanden bisher noch Mangelware. Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde macht bereits seit Jahren auf diesen Missstand aufmerksam. Denn viele Medikamente, die Babys und Kinder heute verschrieben bekommen, sind tatsächlich nicht unbedingt auch für sie zugelassen.

Ein neues Forschungsnetzwerk soll dies jetzt nachholen: Eine Initiative aus Gesundheitsministerium und Pharmaindustrie fördert Studien, die die Unbedenklichkeit von Arzneimitteln bei Babys, Kindern und Jugendlichen von null bis 18 Jahren auf den Prüfstand stellen. Um keine falschen Anreize zu schaffen, sollen die Eltern hierfür kein Geld, sondern allenfalls eine Aufwandsentschädigung erhalten, wie die Zeitung "Der Standard" berichtete.

Arzneimittelstudien mit Kindern gelten nicht nur in Österreich als umstritten. Wie immer gilt es, Risiko und Nutzen sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Die Risiken, die sich aus ungetesteten Arzneimitteln ergeben, sind jedoch ebenfalls kaum abzusehen: Bei nicht offiziell zugelassenen Medikamenten wird die übliche Arzneimitteldosis fürs Kind oftmals einfach von der für Erwachsenen vorgesehenen Dosis heruntergerechnet. Dies birgt jedoch einige Risiken mit sich, da eine 1:1 Umrechnung nicht immer sinnvoll ist. Die neue Forschungseinrichtung in Wien kann somit helfen, die Anwendung von Arzneimitteln sicherer zu machen und Ärzten eine klare Orientierung für Dosierung und Eignung des jeweiligen Medikaments für Kinder bzw. Jugendliche zu geben.