Olympiaviertel Stratford: Dem armen Stadtteil im Londoner East End droht die Gentrifizierung

Von Nicole Freialdenhoven
24. Juli 2012

Das Londoner East End gilt seit Jahrzehnten als Schmuddelecke der britischen Metropole: Hier lagen einst die riesigen Hafenanlagen, Docklands genannt, auf denen Güter aus allen Ecken des britischen Kolonialreiches umgeschlagen wurden, und die Fabrikanlagen, in denen tausende Menschen beschäftigt waren. Die Londoner Oberschicht dagegen residierte weit entfernt im West End, in vornehmen Vierteln wie Mayfair und Belgravia.

Nachdem die Regierung Thatcher bereits in den 80er Jahren ein riesiges Projekt in den Docklands stemmte, die das hochmoderne Geschäftsviertel Canary Wharf hervorbrachte und Tony Blair in den 90ern mit dem Millennium Dome ein weiteres modernes Wahrzeichen im Osten schuf, sollen nun die Olympischen Sommerspiele dem Arbeiterviertel Stratford zum neuen Aufschwung verhelfen. Doch die Einheimischen sind gar nicht begeistert: Sie befürchten, von der Gentrifizierung verdrängt zu werden.

Der Olympiapark ist nicht das einzige Zeichen der Erneuerung in Stratford: Bereits vor einem Jahr öffnete das riesige Einkaufszentrum Westfield mit hunderten Geschäften, Kinos, Restaurants und einem Casino. Auch die Einheimischen zieht es nun zum Einkaufen nach Westfield, während die Händler in der eigentlichen Haupteinkaufsstraße einen Umsatzeinbruch von bis zu 50% verzeichnen.

Mehr noch: Durch Westfield und die Olympischen Spiele ist Stratford mittlerweile so bekannt, dass die Immobilienpreise stark ansteigen. Wenn nach der Olympiade die Wohnungen im Olympischen Dorf verkauft werden, dürfte die Gentrifizierung weiter gehen: Die Preise von 250.000 Pfund aufwärts können sich die Einwohner des zweitärmsten Viertels von London nicht leisten.