Orientierungsprobleme im Alter: Forscher finden Ursache im Gehirn

Instabile Gitterzellen im Gehirn sorgen für Orientierungsschwierigkeiten bei Senioren

Von Cornelia Scherpe
13. April 2018

Die Alltagserfahrung zeigt, dass Senioren häufiger Probleme bei der räumlichen Orientierung haben. Suchen sie beispielsweise eine Adresse in bislang fremder Umgebung, haben sie Schwierigkeiten. Zwar ist es normal, dass Menschen einen neuen Weg nicht sofort finden, doch jüngere Personen verirren sich seltener. Woran das liegt, hat ein Forscherteam unter die Lupe genommen und 41 gesunde Probanden zum Experiment gebeten.

Das Experiment

  • 21 der Teilnehmer waren zwischen 19 und 30 Jahren alt. Sie bildeten die Gruppe der jüngeren Erwachsenen.
  • Die Seniorengruppe mit 20 Menschen war zwischen 63 und 81 Jahren alt.

Alle Probanden wurden gebeten, sich in einer virtuellen Umgebung zu orientieren. Während sie das taten, wurde gleichzeitig mittels Magnetresonanztomographie die Aktivität des Gehirns erfasst. Bei der Bewegung durch die virtuelle Realität mussten alle Männer und Frauen eine vorab definierte Wegstrecke entlanggehen. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, war die Strecke nicht geradlinig, sondern verlief in einer Kurve. An einzelnen Wegpunkten sollten die Teilnehmer angeben, wie weit sie schätzungsweise vom Startpunkt entfernt sind und wo genau sie sich befinden.

Instabile Gitterzellen im Gehirn von Senioren

Der Blick ins MRT zeigte deutliche Unterschiede zwischen der jungen und der alten Gruppe. Vor allem die sogenannten Gitterzellen waren bei der Seniorengruppe weniger stark aktiv und zeigten Stellenweise sogar Instabilitäten. Die Gitterzellen im Gehirn sitzen im entorhinalen Cortex und sind nachweislich wichtig, um Eindrücke aus der Umwelt für die räumliche Orientierung zu verarbeiten. Ist ihre Funktion eingeschränkt, verirren sich Menschen leicht.

Aus der Hirnforschung weiß man zudem, dass Gitterzellen für weitere Prozesse rund um die geistige Leistungsfähigkeit eine Rolle spielen. Dass ihre Stabilität im Alter offenbar nachlässt, könnte sich für künftige Forschungen als wichtige Information herausstellen.