Plötzlicher Herztod: Statt einer Autopsie könnte künftig eine Analyse des Genoms genügen

In einer Studie mit 25 Todesfällen zeigte die Sequenzierung des Genoms erste Erfolge zur Klärung der Todesursache

Von Cornelia Scherpe
24. Oktober 2016

Jedes Jahr sterben Menschen ohne ersichtliche Grunderkrankung oder Verletzung. Der Schock ist für die Hinterbliebenen besonders groß, da der Tod unerwartet kam. Allein in den USA versterben jährlich rund 11.000 Menschen auf diese Weise und sind dabei jünger als 45 Jahre. Klarheit über die Todesursache bringt bisher nur eine Autopsie. Die Leiche wird also geöffnet und nach Ursachen wie einer Embolie, einem gerissenen Aneurysma etc. gesucht.

Genomanalyse soll Aufschluss bringen

Schwer zu erkennen, ist ein plötzlicher Herztod, denn der Herzmuskel an sich sieht bei der Autopsie oft nahezu normal aus. Eine aktuelle Studie hat erprobt, ob eine Genomanalyse bei den Toten in diesem Fall mehr Klarheit bringen kann. Genanalysen haben nämlich gezeigt, dass viele plötzliche Herzstillstände auf einen Genfehler zurückgehen.

In einer ersten Studie mit 25 Todesfällen zeigte die Analyse erste Erfolge. Alle Toten waren ohne sichtbaren Grund verschieden und die Autopsie konnte keinen klaren Erkenntnisse bringen. Daraufhin entnahm man etwas Gewebe und führte im Labor eine Analyse des Genoms durch.

Erleichterung für die Hinterbliebenen

Nur in fünf Fällen deutete bei der Autopsie der Herzmuskel ansatzweise darauf hin, dass der plötzliche Herztod der Grund sein könnte. Dagegen fanden in 17 Fällen die Forscher Genmutationen, die bereits heute mit dem plötzlichen Herztod in Verbindung gebracht werden können. Die Analyse war damit der Autopsie überlegen.

Bislang ist die komplette Sequenzierung des Genoms jedoch sehr kostspielig. Doch mit dem technischen Fortschritt dürfte sich das ändern. Viele Angehörige, die für die Trauerbewältigung den Todesgrund erfahren möchten, müssten künftig keiner Leichenöffnung mehr zustimmen, um Gewissheit zu bekommen. Das dürfte für viele aus ethischer Sicht erleichternd sein.