Postnatale Depression: Betroffene Väter können Depressionen der Töchter begünstigen

Depression des Vaters nach der Geburt kann sich auf das Kind abfärben, allerdings nur auf die Tochter

Von Cornelia Scherpe
11. Januar 2019

Statistisch gesehen entwickelt von 20 Vätern einer eine postnatale Depression. Diese Männer können sich längere Zeit nicht mit der Geburt ihres Kindes und den neuen Lebensumständen abfinden. Da viele Studien zu Müttern mit Wochenbettdepressionen bereits gezeigt haben, dass so auch die seelische Gesundheit der Kinder leidet, wollten Forscher wissen, ob betroffene Väter diesen Effekt ebenfalls auf ihr Kind übertragen.

Wissenschaftler der Universität Cambridge werteten daher die Daten einer Studie aus den 1990ern neu aus. Damals waren 3.176 frischgebackene Eltern befragt worden, wie es ihnen nach der Geburt ihres Kindes ging. Die erste Befragung fand zwei Monate und die zweite Befragung acht Monate nach der Entbindung statt. Mit den Antworten ordneten die Forscher alle Mütter und Väter auf der "Edinburgh Postnatal Depression Scale" ein. 18 Jahre später wurden zudem die nun fast erwachsenen Kinder dieser Eltern befragt, um ihre psychische Verfassung zu bewerten.

Auswirkungen nur auf die Töchter

Es zeigte sich, dass eine postnatale Depression des Vaters sich nur auf die Töchter auswirkte. Die weiblichen Jugendlichen zeigten mit vermehrter Wahrscheinlichkeit ebenfalls depressive Grundzüge und Probleme im Sozialverhalten. Bei den Jungen hingegen gab es interessanterweise keinen solchen Zusammenhang.

Nun könnte man denken, dass die Väter "nur" depressiv waren, weil ihre Partnerinnen unter Depressionen nach der Geburt litten. Dann könnte man wieder mutmaßen, es sei doch allein die Mutter, die auf die Psyche der Tochter gewirkt hatte. Doch ein Blick auf die Mutterdaten zeigte, dass nur in 21 Prozent der Fälle beide Elternteile gleichzeitig von postnatalen Depressionen betroffen waren. Entsprechend ging die Übertragung auf die Töchter bei 79 Prozent nur auf den Vater zurück.

Einfluss des Vaters auf die frühkindliche Entwicklung größer als angenommen

Wie der Zusammenhang zu erklären ist, kann eine reine Beobachtungsstudie nicht sagen. Sie zeigt aber, dass die Rolle des Vaters in den ersten Lebensmonaten des Kindes viel entscheidender ist, als lange Zeit angenommen wurde. Viele denken noch heute, dass die Mutter für Säuglinge allein schon durch das Stillen die wichtigste Bezugsperson ist und der Vater zunächst nur eine kleine Rolle spielt. Offenbar ist sein Einfluss auf die frühkindliche Entwicklung aber viel größer.