Posttraumatische Belastungsstörung könnte bald per Bluttest sichtbar werden

US-Forscher konnten mithilfe von Kriegsrückkehrern einen Labortest zur Erkennung der PTBS entwickeln

Von Cornelia Scherpe
24. Oktober 2019

Traumatische Erlebnisse wie eine Kriegserfahrung können Menschen für den Rest des Lebens prägen. Durch Flashbacks, Angstzustände und depressive Phasen wird ein normaler Alltag fast unmöglich. Ob ein Mensch an der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) erkrankt ist, kann bislang nur eine eingehende Untersuchung beim Psychologen zeigen. Das ist zeitintensiv und viele Menschen meiden das Gespräch mit dem Facharzt aus Angst oder Scham. Die PTBS in einem einfachen Labortest zu diagnostizieren, wäre daher eine großer Erleichterung für das Gesundheitswesen und die Betroffenen selbst. Und eventuell könnte ein Bluttest bald genau diesen Schritt ermöglichen.

Um den Test zu entwickeln, arbeiteten US-Forscher mit 165 Freiwilligen. Alle waren Soldaten, doch während 82 von ihnen noch nie in einem Kriegsgebiet gewesen waren und auch nach eigenen Angaben kein zurückliegendes Trauma hatten, handelte es sich bei den übrigen 83 um Rückkehrer aus den Irak- und Afghanistan-Kriegen. Sie litten laut Psychologen an einer PTBS.

Zahlreiche Marker im Blut zeigen Unterschiede bei PTBS-Patienten

Allen Freiwilligen wurde etwas Blut entnommen und dieses auf Abweichungen hin analysiert. 343 Marker zeigten Unterschiede bei PTBS-Patienten, wobei 27 direkt auf das Herz wirkten. Einige ließen beispielsweise die Herzfrequenz steigen, andere senkten die Zahl der Gerinnungsfaktoren. Da eine PTBS den Herzschlag fast immer steigert und auch ein Abfall der Konzentration an Gerinnungsfaktoren in früheren PTBS-Studien auffiel, konzentrierte man sich auf diese Marker. Andere beeinflussten die Insulinresistenz oder das Thrombozytenvolumen.

In einer direkten Gegenüberstellung von 26 weiteren PTBS-Patienten und 26 gesunden Menschen zeigten sich die 27 Marker ebenfalls und wiesen auf die Gruppenzugehörigkeit hin. Die Genauigkeit lag dabei mit 81 Prozent recht hoch. Die Sensitivität (Erkennung der tatsächlich Erkrankten) befand sich bei 85 Prozent und die Spezifität (Gesunde als gesund erkannt) bei 77 Prozent.

Sollte sich der Test tatsächlich als zuverlässig für den klinischen Alltag herausstellen, wäre dies das erste Mal, dass ein Bluttest eine psychiatrische Krankheit erkennt.