Folgen einer posttraumatischen Belastungsstörung: Wahrnehmung der Mimik ändert sich

In einer Studie hat der Anblick von traurigen Gesichtsausdrücken bei PTBS-Patienten Angst ausgelöst

Von Cornelia Scherpe
1. Februar 2016

Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS, leiden unter den Folgen einer Extremsituation. Das Erleben von

bringt den Patienten in einen emotionalen Ausnahmemoment, den das Gehirn nicht verarbeiten kann.

Es entsteht eine psychische Störung, bei der auch viele Jahre nach dem auslösenden Moment einfache Dinge wie Geräusche oder Namen genügen, um den Patienten erneut in die damals erlebte Gefühlswelt zu versetzen. Klassisches Beispiel sind traumatisierte Soldaten, die beim Hören von Schüssen wie im Kriegsgebiet reagieren.

Schwierige Diagnose

In Deutschland geht man davon aus, dass rund 50 Prozent der hiesigen Soldaten nach einem Kriegseinsatz an der PTBS leiden. Die Diagnose ist jedoch schwierig, da klassische Symptome wie

  • Erinnerungslücken und
  • Probleme der Konzentration

auch auf andere Ursachen zurückgehen können. Eine aktuelle Studie wollte daher untersuchen, ob man mittels Magnetenzephalographie (kurz MEG) im Gehirn deutlichere Zeichen ausmachen kann.

Studienteilnehmer sollen Gesichtsausdrücke benennen

Ein Forscherteam untersuchte 20 Soldaten mit diagnostizierter PTBS und 25 gesunde Menschen mittels MEG. Man bat alle Teilnehmer, sich die Fotos von Menschen anzusehen, die entweder

schauten. Die Probanden sollten die Gesichtsausdrücke benennen und zugleich wurde die Hirnaktivität bei dieser Entscheidungsfindung gemessen. Das Ergebnis war interessant.

Bei Menschen mit PTBS löst die unglückliche Mimik Angst aus

Das Erkennen von glücklichen Menschen gelang in beiden Gruppen gleich. Auch die Aktivität im Gehirn war ähnlich. Anders verhielt es sich bei Fotos, auf denen unglückliche Mimik zu erkennen war. Zwar erkannten beide Gruppen die Gesichtsausdrücke als negativ, doch in der PTBS-Gruppe war die Reaktion auf diese Erkenntnis deutlich stärker.

Die Soldaten zeigten eine gesteigerte Hirnaktivität und reagierten mit sichtbarer Angst. Die detaillierte Messung ergab eine hohe Aktivität im sogenannten ventromedialen Kortex und in der rechten Amygdala. Letztere Region ist das Angstzentrum im Hirn.

Die Forscher sehen in der Studie einen klaren Nachweis für PTBS und die Eignung der Magnetenzephalographie, um in Echtzeit die Krankheit "bei der Arbeit" zu beobachten.