Prognose bei Hirntumoren: Bessere Klassifizierung dank der Analyse des Genoms
Die Genomanalyse ermöglicht eine neue und effektivere Einteilung von Hirntumoren mitsamt einer Überlebensprognose
Bisher wird Krebs im Gehirn genau wie die meisten Tumorarten nach dem Ort seines Entstehens benannt. Je nachdem, von welchen Zellen der Krebs ursprünglich ausgeht, nimmt der Arzt eine Einordnung vor.
Dass diese Form der Einteilung nicht wirklich hilfreich ist, zeigt die Praxiserfahrung immer wieder. Von wo der Tumor ausgeht, sagt selten etwas über
- seine Wachstumsrate und
- seine Aggressivität aus.
Daher ist diese alte Klassifizierung auch ungeeignet, wenn man eine Prognose stellen will. Hinzu kommt, dass viele Geschwüre aus einem Gemisch bestehen und man daher gar nicht so genau sagen kann, was ihre Ursprungszellen waren.
Genomanalyse wesentlich hilfreicher als alte Klassifizierung
Bei Hirntumoren hat nun eine Analyse des Krebsgenoms gezeigt, dass es viel besser ist, wenn man sich die Gene eines Tumors ansieht und daraus Schlussfolgerungen zieht. Für Gliome (Sammelbegriff für Hirntumoren) konnte die Genomanalyse bereits zu einer neuen Einteilung führen. Je nachdem welche Gene vorliegen, kann relativ zuverlässig abgeschätzt werden, ob der Krebs sich binnen Monaten drastisch verschlechtern wird, oder dem Patienten noch Jahre bleiben.
Die vier Grade der Gliome
Gliome werden in vier Grade eingeteilt. Grad I gilt als Sonderfall im Kindesalter und betrifft daher die meisten Patienten nicht.
Grad II und Grad III fasst man unter der Bezeichnung "Low-Grade-Gliome" zusammen. Dies sind also die Tumoren, bei denen der Patient eine vergleichsweise gute Prognose hat.
Wer dabei Mutationen im Gen "IDH1" oder im Gen "IDH2" besitzt und zusätzlich Veränderungen in den Chromosomenarme "1p" und "19q", der hat trotz Hirntumor circa acht Jahre. Liegt nur die Genmutation vor, sind es 6,3 Jahre.
Sind dagegen gar keine Mutationen dieser Art zu finden, bleiben dem Patienten im Schnitt nur 1,7 Jahre. Dies ist der Grad IV.
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Quelle
- http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/63109/Low-Grade-Gliome-Genom-Analysen-fuehrt-zu-neuer-Klassifizierung Abgerufen am 16. Juni 2015