Projekt gibt den Physiotherapeuten recht - sie handeln oft besser als Ärzte

Krankengymnastik und manuelle Therapien werden in den Praxen zu wenig verschrieben

Von Cornelia Scherpe
15. Januar 2013

In Westfalen-Lippe fand ein Projekt statt, dass die Leistungen von Ärzten gegen die von Physiotherapeuten antreten ließ. Das nun veröffentlichte Ergebnis dürfte viele überraschen und den Ärzten schlechte Laune bereiten. Man kommt nämlich zu dem Schluss, dass Physiotherapeuten den Patienten mehr Lebensqualität schenken und sie sogar besser betreuen, wenn sie sich absichtlich von der ursprünglichen ärztlichen Verordnung lösen.

Physiotherapeuten nehmen Einfluss

Das Projekt startete im Juni des Jahres 2011 und konnte insgesamt 40 Arztpraxen einbinden. 40 ausgewählte Physiotherapeuten bekamen die Erlaubnis, die Befunde der Ärzte einzusehen und die eigentlichen Empfehlungen zur Behandlungen nach ihrem Ermessen zu verändern.

So konnte also die komplette Art der Behandlung auf dem Kopf gestellt werden, oder auch nur die Dauer. Auch das Behandlungsintervall, also wie viele physiotherapeutische Sitzungen pro Woche sinnvoll sind, konnten sie selbst bestimmen.

Die Studienergebnisse

Das Projekt läuft zwar aktuell noch, doch bereits jetzt zeichnet sich ein klarer Trend ab. Bereits 59 Endbefunde konnte von der "Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft" (sie begleitet das gesamte Projekt) ausgewertet werden. 32 der Befunde stammen von Patienten, bei denen die Behandlungsstrategie vom Physiotherapeuten geändert wurde, die anderen 27 Befunde stammen aus der Kontrollgruppe.

In der ersten Gruppe ist die subjektiv empfundene Lebensqualität stark gestiegen. Die Patienten empfinden im Alltag weniger Schmerzen und sind allgemein fitter. In vielen Fällen hatten die Therapeuten die ärztliche Empfehlung so geändert, dass mehr Krankengymnastik auf der Tagesordnung stand. Auch manuelle Therapien wurden öfter durchgeführt, als die Ärzte es verordnet hätten.

Die Erheber gehen davon aus, dass die Physiotherapeuten einfach direkter auf die Patienten eingehen.