Prozess gegen italienischen Schäfer dauert bereits 50 Jahre

Giovanni Agostino Chessa soll zusammen mit anderen Schäfern einige Schafe gestohlen haben

Von Ingo Krüger
13. Mai 2011

Gut Ding will Weile haben. Ob diese Redensart in dem Fall des Giovanni Agostino Chessa zutrifft, ist mehr als fraglich. Seit 50 Jahren steht der Italiener in seiner Heimat vor Gericht. Ein Urteil ist weit und breit nicht in Sicht.

Vor fünf Jahrzehnten wurde Chessa beschuldigt, zusammen mit ein paar anderen Schäfern auf der Mittelmeerinsel Sardinien einige Schafe gestohlen zu haben. Die Männer hätten von den Besitzern der Tiere ein Lösegeld in Höhe von 80.000 Lire erpressen wollen. Während die Justiz die anderen Beschuldigten im Laufe der Jahrzehnte freisprach oder verurteilte, fiel im Verfahren des Giovanni Agostino Chessa kein Urteil.

Immer wieder wird Chessa die Unzurechnungsfähigkeit bescheinigt

Das zuständige Gericht in der sardischen Hauptstadt Cagliari erklärte ihn für unzurechnungsfähig und verschob eine Entscheidung. Bis heute. Zweimal im Jahr muss Chessa vor Gericht erscheinen. Jedes Mal bescheinigt ihm der Richter, dass der Schäfer nicht in der Lage sei, dem Prozess bei vollem Bewusstsein zu folgen. Warum und weshalb lässt er offen. So zieht sich das Verfahren weiter hin und ein Ende ist nicht in Sicht.

Die Justizposse wird nur durch einen Rechtsfall aus dem nordfranzösischen Pas de Calais übertroffen. Dort dauerte ein Prozess sage und schreibe 63 Jahre. Erst dann erhielten zu Unrecht entlassene Bergleute ihr Recht. Um diesen Rekord zu übertreffen, müsste Chessa auch die nächsten 13 Jahre regelmäßig zweimal jährlich vor dem Richter erscheinen.