Reanimation beobachten - Freunde und Verwandte vertragen dann den Tod eines Nahestehenden besser

Von Cornelia Scherpe
20. März 2013

Das Versterben eines geliebten Menschen löst in jedem zunächst eine Schockreaktion aus. Man kann und will den Umstand nicht wahrhaben. Diese Reaktion ist normal, denn die Hinterbliebenen durchleben durch den Verlust ein Trauma. Ob die Trauer gesund bewältigt wird, hängt von vielen Faktoren ab.

Eine aktuelle Studie hat herausgefunden, dass gerade beim Tod durch einen Herzinfarkt die Ärzte vor Ort einen wesentlichen Beitrag leisten können, damit das Versterben besser verarbeitet wird. In einer französischen Studie zeigte sich dies, als ein Rettungsteam im Einsatz die Anwesenden bewusst nicht wegschicken sollte, weitere Teams aber darauf bestanden.

Von jenen Verwandten, die zuschauen durften, erlitten nur 27 Prozent eine posttraumatische Belastungsstörung, während es in der Kontrollgruppe 37 Prozent waren. Die Freunde oder Angehörigen sollten demnach nicht rücksichtsvoll beiseite genommen oder gar aus dem Raum geführt werden, wenn eine letzte Reanimation erfolgt.

Psychologisch ist es deutlich sinnvoller, wenn dabei zugesehen werden kann. Zum einen bewirkt dies, dass die Hinterbliebenen die Klarheit bekommen, dass das Rettungsteam alles versucht hat. Zum anderen setzt die Realisierung der Wahrheit deutlich besser ein. Das Verleugnen des Todes und damit das Festhalten an einem unerfüllbaren Wunsch kann besser überwunden werden.

Zwar reagiert psychologisch jeder mit diesem Verhalten, da es ein menschlicher Schutzinstinkt ist, doch dies ist nur die erste Phase der Trauer, die nach Tagen oder wenigen Wochen überwunden sein sollte. Das Überwinden gelingt besser, wenn man Zeuge der Reanimation ist.

Da jedes Jahr rund 600.000 Menschen durch einen unerwarteten Herzstillstand trotz Reanimerungsversuchen versterben, gibt es entsprechend viele Hinterbliebene, denen man durch diese Vorgehensweise zumindest ein wenig helfen kann.