Risiko für Metastasen steigt nicht mit der Zahl der Krebszellen
Ob es zum Streuen eines Tumors kommt, hängt von den Eigenschaften der Tumorzellen an
Wie stark ein Tumor im Körper des Betroffenen streut, sprich Metastasen bildet, hängt nicht allein davon ab, wie viele Krebszellen frei im Blut wandern. Darauf weisen Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums, kurz DKFZ, hin und wollen alle Ärzte und auch Patienten für dieses Wissen sensibilisieren.
Menge der Krebszellen nicht entscheidend für Metastasenbildung
Viele Menschen gehen davon aus, dass das Risiko für Metastasen dann groß ist, wenn in Untersuchungen nachweisbar ist, dass sich viele Tochterzellen vom eigentlichen Tumor gelöst haben und durch den Körper wandern. Es gibt aber viele Patienten, bei denen dies der Fall ist und die dennoch keinen Krebs in anderen Organen entwickeln. Dafür gibt es Menschen, die trotz weniger Tochterzellen des Krebs schnell Metastasen bekommen.
Die Forscher betonen: Entscheidend für die Ausbreitung ist eine spezielle Eigenschaft der Tumorzellen. Ist sie vorhanden, streut der Krebs eher und das auch bei wenigen Tochterzellen im Organismus.
Polarität der Zellen hat Einfluss auf das Streuen des Tumors
Die Eigenschaft, auf die es zu achten gilt, ist die Polarität der Zellen. Zwei Moleküle, die "Merlin" und "Erzin" genannt werden, können dafür sorgen, dass sich eine Art Nase in der Zellmembran bildet. Mit dieser können sich die Krebszellen leicht an der Wand der Blutgefäße andocken und dann in Ruhe durch die Gefäßwand in das dahinterliegende Gewebe wandern. Ist hingegen diese Nase nicht vorhanden, fließen die Krebszellen durch die Blutbahn, ohne effektiv ins Gewebe einzudringen und Metastasen zu bilden.
Als die Forscher Krebszellen dieser Art mit einer Blockierung versahen und ihnen damit die Fähigkeit des Andockens nahmen, bildeten sich im Versuch mit Mäusen in den Tieren kaum noch Metastasen. Weitere Studien in dieser Richtung könnten daher zu Therapien führen, um Krebspatienten vor dem Streuen ihres Haupttumors zu bewahren.