Schlaganfallrisiko: Auch Vorhofflimmern kann gefährlich sein

Von Katja Seel
25. Januar 2012

Bei Menschen, die von dem häufig symptomfreien unkontrollierten Flattern der Herz-Vorhöfe, dem sogenannten "Vorhofflimmern", betroffen sind, besteht nach Erkenntnissen der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) ein fast ebenso hohes Schlaganfall-Risiko wie bei für den Patienten deutlich wahrnehmbaren Herzrhythmusstörungen.

Durch das Flimmern können sich Blutgerinnsel in den Vorhöfen bilden, die den Schlag auslösen. In Kooperation mit dem österreichischen Gesundheitsministerium fordert die Gesellschaft daher nun eine engere Abstimmung zwischen Kardiologen und den Hausärzten betroffener Patienten.

Etwa sechs Millionen Menschen sind nach Schätzungen europaweit von Vorhofflimmern betroffen. In der Altersgruppe über 80 Jahre sind es über zehn Prozent. Bei der Erkrankung handelt es sich um die am häufigsten vorkommende Art einer Herzrhythmusstörung. Sowohl bei gesunden als auch bei bereits von Herzproblemen betroffenen Menschen kommt es dabei pro Minute zu 350 bis 600 Stimulationen der Vorhöfe. Normal sind 70. Oft bemerken die Patienten nichts davon. Bei einer Enquete der ÖKG am vergangenen Freitag wies Wilfried Lang, Arzt für Neurologie in der Hauptstadt Wien, darauf hin, dass durch das Flimmern das Schlaganfall-Risiko um das Fünffache steige.

Eine rechtzeitige medizinische Intervention sei nur durch ein funktionierendes Netzwerk aus niedergelassenen Spezialisten und Klinikärzten gewährleistet. Wirksame Therapie verspricht insbesondere die "Antikoagulation", die medikamentöse Blutverdünnung, um die Bildung von Thromben zu vermeiden. Seit einiger Zeit sind neue, verbesserte Medikamente auf dem Markt, die die althergebrachten Vitamin-K-Antagonisten ersetzen können.

Sie haben vor allem den Vorteil, dass bei der Behandlung regelmäßige Laborkontrollen nicht mehr notwendig sind. Den Experten zufolge gebe es jedoch Anzeichen dafür, dass bislang zu wenige Betroffene mit Gerinnungshemmern behandelt würden. Daher erhob Neurologe Lang die Forderung, sich auf verbindliche Versorgungsziele zu einigen, etwa die Anzahl der Schlaganfälle aufgrund von Vorhofflimmern innerhalb der nächsten zwei Jahre um 25 Prozent zu verringern.