Schulproblem Legasthenie: Mehr Abstand zwischen den Buchstaben steigert Lesetempo

Von Nicole Freialdenhoven
11. Juni 2012

Für viele Schulkinder ist Legasthenie ein großes Problem: Die Lese-Rechtschreib-Schwäche zwingt sie dazu ausgesprochen langsam zu lesen um die Texte wirklich zu verstehen. Dies führt nicht nur dazu, dass sie in der Schule schlecht mitkommen, sondern auch keinerlei Interesse am so wichtigen Hobby Lesen entwickeln. Generell braucht ein legasthentisches Kind etwa ein Jahr um so viel zu lesen wie andere Kinder in nur zwei Tagen. Wissenschaftler der Universität Padua glauben nun, eine Lösung gefunden zu haben: Größere Abstände zwischen den einzelnen Buchstaben.

Die Wissenschaftler gaben dazu 74 legasthenischen Kindern aus Frankreich und Italien zwischen 8 und 14 Jahren ein Blatt mit 24 kurzen Sätzen, die sie laut vorlesen sollten. In einem Test waren diese Sätze erst mit normalem Buchstaben- und Zeilenabstand gedruckt und später mit verdoppelten Abständen. Die Wörter waren sogar durch drei Leerzeichen voneinander getrennt. In einem weiteren Test sollten die Kinder je fünf Buchstaben identifizieren, die zusammen präsentiert wurden - einmal im normalen Abstand, einmal im doppelten Abstand.

In beiden Tests waren die Kinder durchschnittlich 20% schneller, wenn Buchstaben und Wörter weiter voneinander getrennt waren als normal, und die Fehlerquote sank sogar um die Hälfte. Je schlechter die Kinder mit Buchstaben in normalem Abstand zurechtkamen, umso mehr steigerte sich ihre Leistung bei den weiter voneinander entfernten Buchstaben. Bei Kindern, die nicht an Legasthenie litten, gab es dagegen keine Verbesserungen. Im Gegenteil, sie schnitten sogar schlechter ab, wenn die Buchstaben weiter auseinander standen.

Die Forscher führen die Ergebnisse auf den sogenannten Crowding Effekt zurück, der es Legasthenikern schwer macht, eng beieinanderstehende Buchstaben visuell voneinander zu trennen.