Selbstverletzendes Verhalten bei Kindern: Warum Jungen und Mädchen ritzen

Von Cornelia Scherpe
15. Mai 2014

Selbstverletzendes Verhalten, auch SVV abgekürzt, ist vor allen Dingen eine seelische Störung im Jugendalter. Circa 1,2 Millionen Deutsche seien betroffen, so die Schätzung. Die Dunkelziffer könnte aber noch höher ausfallen. Studien zeigen, dass vor allen Dingen Mädchen unter 18 Jahren betroffen sind, wobei auch die Jungen immer stärker nachziehen.

Verletzung der Oberseite des Arms

Die Jungen und Mädchen nutzen Rasierklingen, Glas oder auch glühende Zigaretten, um sich selbst zu verletzen. Dabei haben die wenigstens suizidale Absichten. Dies sieht man daran, dass sie die Oberseite der Arme nutzen und nicht die empfindliche Unterseite, bei der es eher zu lebensgefährlichen Verletzungen kommen kann. Doch warum verletzen sich die Kinder überhaupt? Psychologen sehen dafür verschiedene Gründe.

Psychologische Betreuung und Stärkung des seelischen Gleichgewichts

Häufig kommt es vor, dass das Ritzen nur ein sichtbares Symptom einer Krankheit ist. Viele Ritzer leiden an der Borderline-Störung, haben Depressionen, Angststörungen oder leiden an Essstörungen. In diesen Fällen kann man das SVV auf ein verzerrtes Selbstbild und auf ein gestörtes Körpererleben zurückführen.

Nicht selten haben diese Kinder durch Eltern oder Angehörige Gewalt und Missbrauch erfahren. Hier kann man das selbstverletzende Verhalten nur erfolgreich bekämpfen, wenn man die Wurzel behandelt. Die Kinder gehören in psychologische Betreuung und müssen seelisch stabilisiert werden.

Gefährlicher Trend als Symbol der Gruppenzugehörigkeit

Doch Ritzen, Brennen und co. können auch aus purer Dummheit geschehen. Diese Kinder gehören Cliquen an, in denen das Verletzen "cool" ist und sie machen es, um Teil der Gruppe zu sein. Auch der Fakt, dass manche Prominente wie Johnny Depp mit dem Ritzen in Verbindung gebracht werden, sorgt für "Nachahmer". Die Kinder wollen wie ihre Stars sein und denken nicht über die Konsequenzen nach. Auch in diesen Fällen ist eine psychologische Betreuung hilfreich, damit die Kinder ihr Handeln zu hinterfragen lernen.

Da die Betroffenen meist in der Pubertät sind und weniger auf die Eltern hören, sind Lehrer, Sozialarbeiter und Freunde gefragt. Sie müssen die erste Bereitschaft, Hilfe anzunehmen, in den Kindern wecken.