Tabuthema Autoaggression: Selbstverletzung weist auf seelische Belastung hin
Psychologen betonen, dass es wichtig ist, dass dieses Thema nicht länger als Tabu behandelt wird
- Mit Rasierklingen zerschnittene Arme,
- Brandwunden durch Zigarettenstummel,
- selbst zugefügte Bisswunden:
Autoaggression kann viele Gesichter haben. Doch eines haben sie gemeinsam: Außenstehende reagieren fast immer mit Unverständnis und Entsetzen.
Vor allem unter Jugendlichen sind Selbstverletzungen weit verbreitet, auch wenn die Dunkelziffer vermutlich noch höher liegt. Etwa 4% der Jugendlichen sind nach offiziellen Angaben betroffen.
Abreagieren durch Autoaggression
Selbstverletzungen sind häufig ein Zeichen für schwere seelische Belastungen, so Diplom-Psychologe Dr. Ulrich Preuß von den Asklepios-Fachkliniken Brandenburg, der häufiger mit Autoaggression zu tun hat. Die Betroffenen kommen mit ihren Gefühlen nicht mehr klar und reagieren sich ab, in dem sie sich selbst Verletzungen zufügen. Ein Grund dafür können traumatische Erfahrungen sein, die nie verarbeitet wurden. Der Schmerz der Verletzung ist die letzte verbliebene Möglichkeit für diese Personen, überhaupt noch Gefühle zu empfinden.
Ursachen für selbstverletzendes Verhalten
Aber auch psychische Störungen wie das Borderline-Syndrom können der Grund für Selbstverletzungen sein, sowie
- Schizophrenie,
- Autismus oder
- eine geistige Behinderung.
Wichtig ist nach Ansicht des Psychologen, dass das Thema nicht länger als Tabu behandelt wird und Betroffene den Mut finden, sich einem Arzt oder Therapeuten anzuvertrauen. Zwar ist häufig eine langwierige Therapie erforderlich, doch am Ende steht neuer Lebensmut.
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