Selbstverliebt auf der Bühne - sind Schauspieler wirklich Narzissten?

Fragebögen zur Innen- und Außensicht geben Aufschluss über Ego und Charakter von Schauspielern

Von Dörte Rösler
26. Januar 2015

Schauspieler haben einen starken Wunsch nach Bewunderung. In aller Regel ist diese Neigung sogar der Grund für die Berufswahl.

Nur wer sich nach dem Beifall des Publikums sehnt, nimmt die Strapazen des Berufes auf sich. Aber sind Schauspieler deshalb auch gleich Narzissten? Eine Studie der Universität Leipzig, zeichnet ein differenziertes Bild.

Narzissmus und das Ego

Narzissten gelten als schwierige Zeitgenossen. Ihr fragiles Selbstbewusstsein treibt zwei auffällige Blüten: einen Größenwahn mit dem drängenden Bedürfnis nach Bestätigung.

Und die aggressive Abwertung von Mitmenschen, die nicht den eigenen Interessen dienen. Beide Verhaltensweisen dienen dem gleichen Ziel - das Ego zu stärken.

Fragebogen zur Innen- und Außensicht

Wie sehr beide Neigungen bei Schauspielern ausgeprägt sind, haben die Leipziger Forscher mit mehreren psychologischen Fragebögen getestet.

Zum einen befragten sie Schauspielstudenten und angehende Akademiker aus anderen Fächern. Im nächsten Zug baten sie professionellen Schauspieler um eine Selbsteinschätzung.

Eine modifizierte Form dieses Fragebogens mussten auch Personen aus dem Bekanntenkreis der Schauspieler beantworten. Darin sollten sie beurteilen, wie sie den Schauspieler sehen. Anschließend verglichen die Wissenschaftler die Innen- und Außensicht.

Das Streben nach Bewunderung

Fazit: Schauspieler streben tatsächlich verstärkt nach Bewunderung und präsentieren sich deshalb gern vor anderen. Durch charmantes Verhalten versuchen sie, andere für sich einzunehmen.

  • Der Hang zu Neid
  • Missgunst und
  • Fremdabwertung

ist bei ihnen jedoch schwächer ausgebildet als bei echten Narzissten. Im Vergleich zu Studierenden anderer Fächer verhielten sich Schauspielstudenten sogar weniger aggressiv und abwertend.